Mitgliederinfo zum Wintersemester 2011/12

’Mehr Wissen’ braucht mehr Beschäftigte und bessere Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen

Nicht nur die angekündigten Kürzungen werden die Hamburgische Wissenschaftspolitik in den nächsten Jahren bestimmen, ebenso steht die Novellierung des in Teilen verfassungswidrigen Hamburgischen Hochschulgesetzes (HmbHG) sowie die Einführung einer leistungsorientierten Besoldung (LOB) auf der politischen Agenda. Im Zentrum der Aktivtäten der GEW steht dabei die Forderung nach einer Reform von Personalstruktur und Berufswegen in Hochschule und Forschung. Denn gute Lehre und Forschung auf der einen Seite sowie gute Arbeitsbedingungen und berufliche Perspektiven auf der anderen sind zwei Seiten einer Medaille.

 

Eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Auftrag gegebene Evaluation des   Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG), das seit 2007 den Abschluss von befristeten Arbeitsverträgen mit Personal an Hochschulen und Forschungseinrichtungen regelt, kommt zu alarmierenden Ergebnissen.

 

Befristung: nicht die Ausnahme, sondern die Regel

Der Evaluationsbericht gibt den Anteil der befristet beschäftigten wissenschaftlichen MitarbeiterInnen für 2009 mit 83 Prozent an. Dies stellt einen erheblichen Anstieg dar, denn seit Mitte der achtziger Jahre bis zum Jahr 2005 hatte der Anteil noch stabil bei 74 bis 76 Prozent gelegen. Dabei ist zu beachten, dass diese Quote sowohl BeamtInnen als auch die wissenschaftliche MitarbeiterInnen an Fachhochschulen einschließt, sonst läge der Anteil der befristet Beschäftigten noch höher. Bei den Drittmittelbeschäftigten beträgt der Anteil der befristet Beschäftigten 97 Prozent.

 

Vertragslaufzeiten meistens unter einem Jahr

Geradezu dramatisch fallen die Befunde zu den Laufzeiten von befristeten Beschäftigungsverhältnissen aus. An Hochschulen hat mehr als die Hälfte aller Zeitverträge (53 Prozent) eine Laufzeit von unter einem Jahr, weitere 36 Prozent haben eine Laufzeit von ein bis zwei Jahren, nur 11 Prozent haben eine Laufzeit von zwei Jahren und länger. Selbst die AutorInnen des Berichts kommen nicht um ein kritisches Urteil herum: „Die Untersuchungsergebnisse lassen jedoch – bei allen Unterschieden im Detail – ein deutliches Potenzial erkennen, die Vertragsmodalitäten für die Zeit der wissenschaftlichen Qualifizierung zu verbessern.“

 

Die dunkle Seite der schönen neuen Hochschulwelt

Immer mehr Zeitverträge, immer kürzere Laufzeiten – das sind die zentralen Befunde, die jetzt bekannt geworden sind. Dass über die Hälfte der befristet beschäftigten wissenschaftlichen MitarbeiterInnen Verträge mit einer Laufzeit von unter einem Jahr haben, ist schockierend. Die extrem kurzen Vertragslaufzeiten sind nicht nur eine schamlose Ausbeutung junger WissenschaftlerInnen, die Hochschulen und Forschungseinrichtungen untergraben damit auch die Kontinuität und Qualität der wissenschaftlichen Arbeit in Forschung und Lehre sowie die Attraktivität des Berufs Wissenschaft .

 

Für eine Reform von Personalstruktur und Berufswegen...

Die gute Nachricht: Die Ergebnisse der Evaluation sind Wasser auf die Mühlen des Templiner Manifests der GEW, mit dem sich inzwischen über 7.000 Unterzeichner/innen für eine Reform von Personalstruktur und Berufswegen in Hochschule und Forschung stark machen.

 

...an den Hamburger Hochschulen und Forschungseinrichtungen

Auch in Bezug auf die Situation in Hamburg, auf die auf den folgenden Seiten genauer eingegangen wird, fordert das Templiner Manifest, Postdocs verlässliche Perspektiven zu geben und prekäre durch reguläre Beschäftigung zu ersetzen! Also, jetzt erst recht: das Templiner Manifest unterzeichnen und für die eigenen Interessen eintreten!

 

Weitere Informationen: www.templiner-manifest.de