Mitgliederinfo zum Sommersemester 2012

Nachgehakt: Zunehmendes Befristungsunwesen und schamlose Ausbeutung von Wissenschaftler_innen an Hamburger Hochschulen

Im November 2011 stellte die GAL-Bürgerschaftsfraktion eine Große Anfrage zum Thema Traumjob Wissenschaft? Zur Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses an den Hamburger Hochschulen (Drucksache  20/2267 der Hamburgischen Bürgerschaft), in der detailliert nach der Personalentwicklung gefragt wird.  Der Senat beantwortete die Fragen im Dezember 2011.

Eine Analyse des Zahlenmaterials zeigt auf, dass es in den letzten fünf Jahren deutliche Veränderungen bei der Einstellungs- und Befristungspraxis der Beschäftigten gegeben hat. Dies wird hier beispielhaft für die Universität Hamburg dargelegt.

Prekärer Mittelbau: 9 von 10 Kolleg_innen sind befristet tätig
Eine dramatische Entwicklung zeigt sich in Bezug auf die Befristung der Stellen im Mittelbau. Waren die Doktorand_innen- und die Projektstellen bereits in der Vergangenheit immer befristet, so stieg der prozentuale Anteil befristeter Stellen bei den Wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen für die Lehre von 58 auf 79 Prozent, so dass bezogen auf den Mittelbau insgesamt neun von zehn Kolleg_innen befristet beschäftigt sind (89 Prozent).

Unbezahlte Lehraufträge: Schamlose Ausbeutung von Nachwuchswissenschaftler_innen
Die Lehre wird neben den Professor_innen und dem Mittelbau auch von einer zunehmend größer werden Gruppe von Lehrbeauftragten getragen, die in gar keinem Arbeitsverhältnis mit der Universität stehen, sondern einen besoldeten oder unbesoldeten Lehrauftrag ausführen. Deren Anteil an der Lehrverpflichtung der Universität insgesamt wird für 2011 mit 12 Prozent angegeben, womit ein relevanter Anteil aller Lehrveranstaltungen un- bzw. unterbezahlt und ohne eine Anstellung bzw. Mitgliedschaft an der Universität erbracht wurde.

Für eine Reform von Personalstruktur und Berufswegen
Im Templiner Manifest stellt die GEW Eckpunkte für eine Reform von Personalstruktur und Berufswegen in Hochschule und Forschung auf.  Gefordert wird, Postdocs verlässliche Perspektiven zu geben, Daueraufgaben auf Dauerstellen zu erfüllen sowie, prekäre durch reguläre Beschäftigung zu ersetzen. Maßnahmen zur Verbesserung der Situation der wissenschaftlich Beschäftigten an den Hamburger Hochschulen sollten diesen Eckpunkten folgen und sie konkretisieren.

GEW fordert Senat und Behörde zum Handeln auf
Wissenschaftliche  Mitarbeiter_innen  für  die  Lehre müssen längere Befristungszeiträume erhalten, zudem sollten alle Stellen, auf denen Daueraufgaben verrichtet werden, entfristet werden. Wissenschaftliche  Mitarbeiter_innen  auf  (drittmittelfinanzierten)  Projektstellen müssen Vertragslaufzeiten erhalten, die sich mindestens an der jeweiligen Projektdauer orientieren. Lehraufträge sollten grundsätzlich bezahlt erfolgen. Die Kategorie der Lehrbeauftragten muss ‚rückverwandelt‘ werden in ihre ursprüngliche Funktion: Vertreter_innen aus der beruflichen Praxis lehren neben dem Beruf – nicht neben der Arbeitslosigkeit. Die nun vorliegenden Zahlen belegen den Reformdruck.

Verweise:
www.gal-fraktion.de/dokument/25-11-2011/202267-traumjob-wissenschaft
www.templiner-manifest.de

Ein ausfürlicherer Artikel ist zu finden unter www.gew-hamburg.de/themen/hochschule/grosse-anfrage-der-gal

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