Es ist etwas faul an Deutschlands Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wird immer mehr verlangt – exzellente Forschung, hochwertige Lehre, intensive Betreuung von immer mehr Studierenden, Umsetzung von Hochschul- und Studienreformen, Einwerbung von Drittmitteln, qualifiziertes Wissenschaftsmanagement. Dem stehen miserable Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen gegenüber: Neun von zehn wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben einen Zeitvertrag, über die Hälfte der Zeitverträge hat eine Laufzeit von unter einem Jahr. Die Karrierewege in Hochschule und Forschung sind lang und steinig. Zusätzlich müssen Lehrbeauftragte als Dumping-Lehrkräfte herhalten. Das ist nicht nur für die Betroffenen fatal, auch die Kontinuität und damit Qualität von Forschung und Lehre leidet darunter.
So kann es nicht weitergehen. Die Bildungsgewerkschaft GEW setzt sich seit Jahren für eine Reform von Berufswegen und Personalstruktur in Hochschule und Forschung ein. Damit haben wir bereits erfolgreich die politische Agenda verändert. Niemand leugnet mehr die Probleme. In Bund und Ländern, Hochschulen und Forschungseinrichtungen werden Reformmaßnahmen diskutiert. Auf Bundesebene bereitet die Große Koalition eine Novellierung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes vor – Union und SPD haben sich auf gemeinsame Eckpunkte verständigt, Bundesbildungsministerin Johanna Wanka hat einen Gesetzentwurf vorgelegt.
Die Vorschläge der GEW liegen auf dem Tisch: Dauerstellen für Daueraufgaben, Mindestlaufzeiten für Zeitverträge, berechenbare Perspektiven für Postdocs, reguläre statt prekäre Beschäftigung. Jetzt müssen Bund und Länder, Hochschulen und Forschungseinrichtungen endlich die Weichen für den Traumjob Wissenschaft stellen. Eine Schlüsselbedeutung hat dabei das Wissenschaftszeitvertragsgesetz. Mit einer kosmetischen Verschönerung ist es nicht getan, wir brauchen eine substantielle Reform, die dem Befristungsunwesen in der Wissenschaft einen Riegel vorschiebt.
Unsere Erfahrung ist: Gute Argumente sind wichtig, aber sie reichen nicht aus, um die Verhältnisse zu verändern. Um eine echte Reform durchzusetzen, um die Vision vom Traumjob Wissenschaft Wirklichkeit werden zu lassen, müssen wir den Druck erhöhen. Die GEW ruft daher für den 2. bis 6. November 2015 zur bundesweiten Aktionswoche Traumjob Wissenschaft auf.
Wenn im Herbst möglichst viele Kolleginnen und Kollegen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland lautstark auf Dauerstellen für Daueraufgaben pochen und verlässliche Berufsperspektiven einfordern, können wir die überfällige Reform von Berufswegen und Beschäftigungsbedingungen erreichen. Jede und jeder einzelne ist gefragt – dieser Herbst wird aktiv!
Weitere Infos unter http://www.gew.de/traumjob//