Die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen an den Hochschulen sind geprägt von Zeitverträgen, unsicheren Berufsperspektiven, mangelnder Ausstattung der Arbeitsplätze und einer zunehmenden Arbeitslast. In Hamburg wurde 2013 von Seite der Behörde eine AG „Gute Arbeit in der Wissenschaft“ eingerichtet, die gesetzliche Änderungen sowie einen „Code of Conduct“ (CoC) für die Hochschulen auf den Weg brachte. Steter Tropfen höhlt den Stein. Heute leugnet niemand mehr die massiven Probleme. Verbesserungen wurden in Aussicht gestellt – und erste, wenn auch kleinere, Erfolge sind erzielt. In einer Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft vom Januar 2017 wird ein Sachstand zur Umsetzung des CoC gegeben, der jedoch insbesondere im Abschnitt zur Uni Hamburg besser klingt, als es dort tatsächlich ist. Noch immer dominieren prekäre Stellen, wenn überhaupt auf Stellen und nicht auf Stipendien, Lehraufträgen oder „selbstfinanziert “ gelehrt und geforscht wird, und das im Gegensatz zum Leitbild „Stadt der Guten Arbeit“ und den Intentionen des CoC. Dies haben wir – die GEW, ver.di und die Konferenz des akademischen Personal an der UHH (KAP) – zum Anlass genommen, eine Veranstaltungsreihe durchzuführen, bei der wir mit den verantwortlichen Akteuren aus Politik und Hochschulen ins Gespräch kommen und darüber diskutieren wollen, was gut läuft und wo noch wie nachgesteuert werden muss.
Am Montag, 6.11, 19 Uhr fand eine Diskussionsrunde mit VertreterInnen der Bürgerschaftsparteien statt. 40 Personen nahmen an der Diskussion teil, die von Tanja Chawla (ver.di), Michael König (KAP) und Fredrik Dehnerdt (GEW) moderiert wurde.
Direkt zu Beginn wurde von Seite der VeranstalterInnen darauf hingewiesen, dass die Ergebnisse der AG gut seien, es jedoch an der Umsetzung hapere und es völlig unverständlich sei, dass der Prozess nun abgebrochen und in ein Monitoring überführt werde.
Dr. Sven Tode, wissenschaftspolitischer Sprecher der SPD, bekräftigte diese Kritik. Auch aus seiner Sicht werde hier ein gut laufender Prozess abgebrochen, ohne dass hierfür ein Anlass bestehe. Dem wiedersprach Rene Gögge, wissenschaftspolitischer Sprecher der Grünen, aus dessen Sicht nun ein Rahmen vereinbart wurde, in dem die autonomen Hochschulen in der Pflicht seien, den Code of Conduct umzusetzen. Franziska Grunwaldt, Fachsprecherin für Soziales, Arbeit und Gleichstellung der CDU, verwies auf eine Anfrage zur CDU, in dem ebenfalls nach der Umsetzung gefragt wird und betonte, dass auch sie die Fortführung der AG für sinnvoll halte. So sah es auch Martin Dolzer, wissenschaftspolitischer Sprecher der Linken, der zugleich deutlich machte, dass verbesserte Arbeitsbedingungen nur mit einer verbesserten finanziellen Ausstattung der Hochschulen zu realisieren seien. Daniel Oetzel von der FDP musste leider absagen, bot aber ein Gespräch zum Thema an.
Diskutiert wurde darüber hinaus zu den „heißen“ Themen der Lehrbeauftragten-Vergütung sowie zu der Frage, wie Dauerstellen zu definieren sind. Da laut Hochschulgesetz für Daueraufgaben Dauerstellen bereitzuhalten sind gibt es aktuell verschiedene Vermeidungsstrategien der Hochschul-Personalverantwortlichen, möglichst wenige dieser Stellen anzubieten.
Der Abend zeigte, dass ein gemeinsames Problembewusstsein besteht, und als VeranstalterInnen werden wir hier weiter bohren und bessere Beschäftigungsbedingungen einfordern.
Die Veranstaltungsreihe wird in wenigen Wochen fortgesetzt. Am Montag, 4.12 um 19 Uhr geht es um das Thema „Code of Conduct, WissZeitVG & Co – Perspektiven für eine Verbesserung der Situation des Wissenschaftlichen Mittelbaus in Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein“.
In Kooperation mit den GEW Landesverbänden Bremen und Schleswig-Holstein diskutieren wir mit:
- Staatsrätin Dr. Eva Gümbel, Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung Hamburg,
- Staatsrat Gerd Rüdiger Kück, Behörde für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz Bremen,
- Staatssekretär Dr. Oliver Grundei, Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Schleswig-Holstein.
Alle Kolleginnen und Kollegen sind herzlich eingeladen. Weitere Infos finden sich unter https://www.gew-hamburg.de/themen/hochschule-und-forschung/veranstaltungsreihe2017-code-of-conduct.
Foto: GEW Hamburg / Fredrik Dehnerdt