Unerwartet viele Stühle mussten nachgeliefert werden, um allen Interessierten, die der Einladung der BG Ruheständlerinnen und Ruheständler gefolgt waren, gerecht zu werden. Wie können wir als Pädagog_innen etwas beitragen zum Empfang und ersten sich Zurechtfinden in Hamburg? Was brauchen die Flüchtlinge, was brauchen die Helfer_innen? Was gibt es bereits an bestehenden Hilfsangeboten?
Marita Müller-Krätzschmar vom LI – verantwortlich für den Bereich Sprachbildung/Sprachförderung/DaZ – schilderte, was aus Sicht der Schulbehörde an Daten bekannt und an Maßnahmen ergriffen worden ist. Grundsätzlich bestehe der Anspruch, alle Kinder und Jugendlichen zu beschulen. Auch in der noch unsicheren Situation der Erstaufnahmezentren werden (ca.40) Lerngruppen eingerichtet. 50 Kolleg_innen seien dafür ein- geplant. Die Kinder in der Folgeunterbringung werden den Schulen zugewiesen und dort in Basisklassen zur grundlegenden Lese- und Schreibschulung (33) und dann in Internationalen- Vorbereitungs-Klassen (IVK) auf die Eingliederung in alters- gemäße Regelklassen vorbereitet. Diese bisher 151 IV-Klassen gibt es auch an Gymnasien. Es ist sicherlich im Sinne des Lernerfolgs und einer gelingenden Integration wünschenswert, dass nicht an einzelnen Schulen über- proportional viele IV-Klassen sich ballen. Die Bereitschaft zur Einrichtung solcher Klassen an Gymnasien hat sich schon als eine Bereicherung für beide Seiten herausgestellt.
Das LI bietet für die eingesetzten Kolleg_innen Fortbildungen für Deutsch als Zweitsprache an. Diese seien aber so überlaufen, dass es keine Möglichkeit gebe, auch ehrenamtlich tätige Pädagog_innen mit fortzubilden. Allerdings biete das LI Handreichungen, Materialien und Unterrichtseinheiten. (Abholung im LI oder Download).
Die Vielfalt praktischer Flüchtlingshilfe wurde anschließend dokumentiert. Susanne Jacobs schilderte, mit welcher ungewöhnlichen Lernbereitschaft und Disziplin minderjährige Jugendliche das Bildungsangebot der Berufsschule (AVJM) annehmen. Stefan Gierlich berichtete von der Arbeit als ehrenamtlicher Deutschlehrer in der Farmsener Flüchtlingsunterkunft. Ins- besondere ältere Flüchtlinge und auch Frauen mit zu versorgenden Kleinkindern nehmen dieses An- gebot zum Erlernen des ABC an. Diese Gruppe der Flüchtlinge wird von den in der Stadt angebotenen Integrations- oder Sprachkursen oft nicht erreicht. Das Unterrichten mit solchen Schüler_innen sei trotz aller ungewohnten Momente ein beglückendes Vergnügen gerade auch für den Lehrenden.
Ein sehr breit gefächertes Hilfsangebot hat die Flüchtlingshilfe Harvestehude (www. fluechtlingshilfe-harvestehude.de) entwickelt. Mitglieder der Initiative berichteten von der großen Einsatzbereitschaft der Ehrenamtlichen für Deutschkurse auf verschiedenen Lernstufen und auch im „Buddy-System“, das heißt: direkte Begleitung von Flüchtlingen bei Alltagsproblemen aller Art.
Weitere Informationen sind auch über www.hamburg.de/hh- hilft/ zu finden. Grundsätzlich gilt: Wer will, der findet auch etwas, um sich im Rahmen seiner Möglichkeiten einzubringen. Es muss nicht nur Sprachunterricht sein. Denn viele Aktivitäten brauchen auch organisatorische Hilfen, z.B. um den Informationsaustausch zwischen den vielen Einzelinitiativen zu verbessern.
Das sehr sachliche und engagierte Gespräch der über 100 Anwesenden mündete in die ein- stimmige Verabschiedung von Forderungen an die politisch Verantwortlichen zur Bewältigung der Aufgabe von Unterricht und Integration der Flüchtlinge. Die Veranstaltung zeigte das Bedürfnis nach Austausch und wird sicherlich nicht die letzte Initiative im Bereich der GEW-Mitglieder gewesen sein.
Stefan Gierlich, Ruheständler/hlz-redaktion
Foto: Stefan Gierlich