Seit 15 Jahren bekannt als Gewerkschaftszentrum in Bergedorf hat sich die Konzeption des Hauses im letzten Jahr verändert. Neben gewerkschaftlichen Aktivitäten organisiert der damals gegründete gemeinnützige Verein KulturForum Serrahn e.V. auch kulturelle Veranstaltungen. Nachdem der Mietvertrag zwischen dem privaten Besitzer und der IG Metall Ende 2016 endete, musste eine neue Konstellation gefunden werden. Der neu gegründete, ebenfalls gemeinnützige Verein für ein Kulturhaus Serrahn e.V. einigte sich mit dem Verein KulturForum Serrahn dahingehend, den Mietvertrag im August 2017 gemeinsam zu unterschreiben. Für den Betrieb des Hauses erhalten beide Vereine grundsätzlich keine öffentlichen Gelder aus Hamburger Haushalten. Die monatlichen Mietforderungen sind abgesichert durch regelmäßige Untervermietung von Büro- und Seminarräumen und die tage- und stundenweise Vermietung des großen Saales im Erdgeschoss und des kleinen Saales im Obergeschoss.
Durch viel ehrenamtliche Arbeit – insbesondere mit Hilfe des neu gegründeten Vereins für ein Kulturhaus Serrahn e. V.- ist es nun beiden Vereinen gelungen, in äußerst attraktiver zentraler Lage am Bergdorfer Hafen das Kulturzentrum SerrahnEINS in der Serrahnstraße 1 zu etablieren.
Insgesamt über zwanzig Organisationen (Gewerkschaften als Untermieter, gemeinnützige Vereine und andere Organisationen) agieren jetzt hier unter einem Dach. Die beiden Vereine organisieren das Haus, gestalten das Programm und ‚wuppen‘ die monatlichen Kosten von insgesamt sechstausend Euro Bruttomiete.
Mitgliederberatungen durch die Gewerkschaften und Sozialverbände, Musikveranstaltungen, Kinderkino, Lesungen, Filmabende, Tanzkurse sowie sozialpolitische (Diskussions-) Veranstaltungen finden hier regelmäßig statt.
Sozialpolitische und historische Themen wie ‚Bedingungsloses Grundeinkommen‘, der Patient als Ware oder die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit werden durchgeführt und stoßen auf zunehmendes Interesse.
Ein Schwerpunkt der Aktivitäten liegt auf der Arbeit mit Geflüchteten und Migrant*innen; an zwei Tagen in der Woche finden im Begegnungscafé von der AG ‚Haus für Alle‘ Beratungen statt: Unterstützung erfahren die Besucher z. B. bei Handyverträgen, der Wohnungssuche oder der Suche nach Arbeit oder Ausbildung. Stark nachgefragt ist auch der ‚Chora Mixta‘ – der Friedenschor – der sich aus Bergedorfer*innen, Geflüchteten und Sänger*innen mit Migrationshintergrund zusammensetzt und schon mehrere erfolgreiche Veranstaltungen bereichert hat. Auch das Büro des Bergedorfer Patenschaftsmodells ist jetzt im SerrahnEINS zu finden. Hier können sich Paten(oder Mentoren), die geflüchtete Menschen betreuen, Rat und Unterstützung für ihre ehrenamtliche Arbeit holen.
Ohne öffentliche regelhafte Zuschüsse für den Betrieb werden punktuell Gelder für Sachmittel oder soziale Einzelprojekte z. B. bei Stiftungen beantragt. Auf den Veranstaltungen werden Spenden gesammelt und einen (kleinen) Teil erbringen der Getränkeverkauf sowie der Erlös durch die Eintrittsgelder bei kulturellen Veranstaltungen.
Auch die GEW unterstützt gezielt die Aktivitäten der Vereine z. B. für Projekte, insbesondere im Zusammenhang mit der Flüchtlingsarbeit.
Dafür sei hier einmal öffentlich ‚Danke schön!‘ gesagt.
Text und Foto: Martin Reichert / SerrahnEINS