Lange haben wir auf die Signale aus der Hauptstadt gewartet, nun ist klar: Hubertus Heil (SPD) hat das Bundestariftreuegesetz auf den Weg gebracht. „Diese Entscheidung war längst überfällig, denn der Schutz der Beschäftigten durch Tarifverträge ist ein wichtiger Kitt in unserer Gesellschaft. Mit der Tariftreue öffentlicher Aufträge endet ein Teil des Dumpingwettbewerbs auf Kosten der Beschäftigten. Sie erhalten bessere Löhne, mehr Urlaub und geregeltere Arbeitszeiten. Weiteren Stillstand in Sachen Tarifbindung können wir uns nicht leisten“, stellt Hamburgs DGB-Chefin Tanja Chawla klar.
Das ist auch die Botschaft an den Hamburger Senat: „Mehrere Jahre der Diskussion um das Hamburgische Tariftreuegesetz stehen wenigen Monaten bis zur Bürgerschaftswahl gegenüber. Ergreifen Sie jetzt die letzte Gelegenheit und tragen Sie mit einem Tariftreuegesetz dazu bei, dass Tausende Hamburger*innen von besseren Arbeitsbedingungen, guten Löhnen und mehr Absicherung profitieren können“, fordert Tanja Chawla, Vorsitzende des DGB Hamburg.
Der DGB Hamburg kündigt an, in den kommenden Wochen mit kreativen Aktionen dafür sorgen zu wollen, dass das Hamburgische Tariftreuegesetz nicht länger in der Schublade liegen bleibt. „Die Tarifbindung geht in Hamburg seit Jahren zurück und liegt aktuell bei nur rund 46 Prozent. Damit sich das ändert, wird der DGB am 18. September im Rahmen eines bundesweiten Pendleraktionstags Beschäftigte über die Vorteile eines Tarifvertrags und die Notwendigkeit eines Tariftreuegesetzes informieren“, so Chawla.
Im Herbst hält auch das DGB-Frittenmobil Einzug in Hamburg. Bei einer Portion Pommes wollen wir mit den Beschäftigten über das Thema Tarifbindung ins Gespräch kommen. Der Clou: Weil mit Tarifvertrag mehr drin ist, gibt es große Portionen Pommes mit Tarifvertrag und kleine Portionen Pommes ohne Tarifvertrag. Wohl bekommt’s.
Termine:
Pendleraktionstag: 18. September, 7:00 Uhr, Bahnhof Bergedorf
DGB-Frittenmobil: tba
Hintergrund
Mit Tarifvertrag verdienen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Schnitt 11 Prozent mehr. Vollzeitbeschäftigte arbeiten durchschnittlich eine Stunde weniger in der Woche. Ganze 74 Prozent der Beschäftigten mit Tarifvertrag erhalten Urlaubsgeld, ohne Tarif sind es nur 36 Prozent. Ähnlich beim Weihnachtsgeld: Das bekommen 77 Prozent der Beschäftigten mit Tarifvertrag, ohne ihn sind es nur 42 Prozent.
Ohne Tarifvertrag haben aber nicht nur die Beschäftigten persönlich weniger Geld im Portemonnaie. Die zunehmende Tarifflucht der Arbeitgeber kommt auch die Allgemeinheit teuer zu stehen. Der Schaden, der allein durch Tarifflucht und Lohndumping der Arbeitgeber in Hamburg entsteht, summiert sich bei den Sozialversicherungen auf jährlich auf 875 Millionen Euro sowie 568 Millionen Euro bei der Einkommensteuer.
Die mangelnde Tarifbindung schmälert zudem die Kaufkraft der Beschäftigten: Wer in Hamburg nicht nach Tarif bezahlt wird, hat im Jahr – betrachtet über alle Branchen und Berufe hinweg – durchschnittlich netto 2.103 Euro weniger auf dem Lohnzettel als tarifgebundene Beschäftigte. Insgesamt hätten die Beschäftigten in Hamburg mit flächendeckender Tarifbindung rund 1,2 Milliarden Euro mehr pro Jahr im Portemonnaie.
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