Von Martina Schmerr, Referentin Schule im GEW-Hauptvorstand, für die E&W 3/2023, S. 43
Die Bildungsgewerkschaft und die Redaktion der wissenschaftlichen GEW-Zeitschrift „Die Deutsche Schule“ (DDS) verlieren mit Detlef Fickermann einen fachlich versierten Berater, einen politisch scharfsinnigen Weggefährten und einen unglaublich freundlichen, zugewandten und humorvollen Kollegen.
Detlef Fickermann war seit 2006 Mitglied der DDS-Redaktion und in den letzten Jahren Redaktionsleiter. Kaum jemand hat so intensiv und extensiv wie er die Folgen der Corona-Pandemie für die Schulen und die jungen Menschen beleuchtet. Davon zeugen vier überaus reiche DDS-Sonderausgaben, darunter eine kritische Untersuchung der Corona-Aufholprogramme von Bund und Ländern, die er mitverantwortet hat. Bis zuletzt hat Detlef Fickermann wichtige Akzente in den GEW-Diskussionen und in der bildungspolitischen Landschaft gesetzt, zum Beispiel durch das von ihm mitverfasste Gutachten „Alternativen zum Königsteiner Schlüssel“ oder durch konzeptionelle Vorschläge zur Umsetzung des „Starchancenprogramms“ der Bundesregierung. „Wer wenig hat, dem soll mehr gegeben werden“, so der Titel eines Interviews mit Detlef in der E&W, das gerade mal ein halbes Jahr zurückliegt. Das beschrieb sein Ziel – die gerechtere Verteilung von Ressourcen im Bildungssystem – und war immer auch sein humanitäres Credo.
Viele schulpolitische Diskussionen in der GEW hat er zugleich qualifiziert, geerdet und befeuert. Qualifiziert, weil er fachlich und empirisch überaus kenntnisreich war. Geerdet, weil er aus seiner Tätigkeit im Bundesministerium für Bildung und Forschung, in der Hamburger Schulbehörde oder beim Hamburger Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung (IfBQ) sehr viel Erfahrung darüber mitbrachte, was politisch funktionieren und empirisch untermauert werden kann. Und befeuert, weil ihm nicht nur die empirische Bildungsforschung und Qualitätsentwicklung ein Herzensanliegen waren, sondern auch die Bildungsgerechtigkeit, das inklusive Lernen und die „Schule für alle“.
Detlef war ein Menschenfreund und vor allem ein Menschenfischer. Er hat nicht nur viel zur konzeptionellen Weiterentwicklung und zum Renommee der DDS beigetragen, sondern auch zum Generationenwechsel in Redaktion und Beirat. Das lag ihm gut. Ein junger Kollege aus der Bundes-GEW hat nach Detlefs Tod gesagt: „Ich hätte gerne noch mehr von ihm gelernt.“ Das geht uns allen so. Wir werden ihn sehr vermissen.