Die GEW wünscht allen an Schule Beschäftigten sowie den Schülerinnen und Schülern einen guten Start nach den Ferien und erwartet von der Schulbehörde, die Bedingungen für einen guten Unterricht und für eine über den ganzen Tag gelingende Bildungs- und Betreuungsarbeit unter Pandemiebedingungen zu schaffen.
Das vergangene Schuljahr stand ganz im Zeichen der Pandemie, viele Schülerinnen und Schüler haben ihre Schule und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler kaum gesehen. Pädagogisch gesehen war das eine Tragödie, aber aus Gründen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes unumgänglich. Neue Formen des Lernens wie Wechsel- und Distanzunterricht sowie digitales Lernen mussten weiterhin, auch kurzfristig, umgesetzt werden, was alle Beteiligten vor enorme Herausforderungen gestellt hat. Die Kolleginnen und Kollegen in den Schulen, den Bildungs- und Beratungszentren, bei den Kooperationspartnern im Ganztag und in der Verwaltung, haben unter hohen persönlichen Einsatz in dieser herausfordernden Zeit äußerst engagierte und sehr erfolgreiche Arbeit geleistet. Hier erwarten wir eine deutlich spürbare Anerkennung aus der Politik! Allein warme Worte sind unzureichend!
Leider hat es die Behörde häufig versäumt, die an Schulen Beschäftigten mitzunehmen und insbesondere beim Thema Gesundheitsschutz mitbestimmen zu lassen. Wie das in diesem Schuljahr wird, hängt von der Pandemieentwicklung ab, aber auch davon, ob die Behörde die Beschäftigten und Personalvertretungen endlich ins Boot holt und ihnen die Mitbestimmungsrechte einräumt, die ihnen zustehen. Pädagogischer Anspruch, Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie Mitbestimmung müssen zusammengedacht werden! Da hat die Behörde noch deutlichen Nachholbedarf!
Als neue Vorsitzende sehen wir in der aktuellen Situation insbesondere die Aufgabe, Arbeits- und Gesundheitsschutz und Bildungsgerechtigkeit in Zeiten von Corona neu zu denken.
Das Ziel des Bildungssystems, soziale Ungleichheiten zu minimieren, steht vor riesigen Herausforderungen. Gegenwärtig werden Diskussionen und Erörterungen im politischen Raum darüber eher vermieden und die von der Politik verhandelte ‚Schulfriedensvereinbarung‘ verklärt den Stillstand als Fortschritt. Wenn für uns als Bildungsgewerkschaft die Begriffe Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit weiterhin mit Leben gefüllt sein sollen, benötigen wir einen bildungspolitischen Aufbruch! Das grundlegende Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz kann nicht mehr ein Randbereich bleiben, sondern steht deutlich im Fokus und zeigt seine Relevanz in allen Bereichen: so z.B. bei der Digitalisierung, mobilen Arbeit, dem Infektionsschutz und der psychosozialen Belastung bzw. Arbeitszeit.
Beide Themenschwerpunkte – Arbeits- und Gesundheitsschutz und Bildungsgerechtigkeit – hatte die GEW bereits als dringlich auf der ihrer Agenda. Jetzt zeigt sich unter Coronabedingungen, wie wichtig die nachhaltige Arbeit daran ist. Die Ländervereinbarung der KMK vom Oktober 2020 zementiert weiterhin die Gliedrigkeit des Schulsystems und reduziert die Chancengleichheit, insbesondere von marginalisierten Kindern und Jugendlichen. Gerade deshalb muss die GEW Hamburg an der orientierenden Leitidee der ‚Einen Schule für alle‘ festhalten und verschiedene Wege und Zwischenschritte dahin diskutieren und entwickeln. Die Rolle der Digitalisierung muss hierbei mit beleuchtet werden.
Wir planen verschieden Maßnahmen zur Erreichung unserer Ziele. So wollen wir die Strukturen zur Organisation des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in allen Schulen und Betrieben sowie die gesetzlich vorgegebenen Gefährdungsbeurteilungen juristisch und politisch weiter in den Fokus nehmen. Belastungen und fehlende Aufgabenkritik im Rahmen der LAZVO und PTF-Dienstanweisung müssen auch öffentlich und unter dem Blickpunkt Gesundheitsschutz und altersgerechtes Arbeiten analysiert und mit entsprechenden gewerkschaftlichen Maßnahmen breit angelegt werden. Wir wollen Anforderungen an eine ‚gesunde und barrierefreie Schule‘ entwickeln.
Neben der Bildungspolitik stehen aber gerade auch in diesem Herbst die Tarifverhandlungen für den TVL an. Die GEW Hamburg geht mit klaren Forderungen für ihre Mitglieder in diese, nicht einfach werdenden, Auseinandersetzungen. Dazu mehr in den nächsten Wochen.
Bei all diesen Aufgaben möchten wir euch, die Mitglieder mitnehmen und gemeinsam mit euch aktiv die Bildungspolitik in Hamburg mitgestalten – wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!
Sven Quiring, Yvonne Heimbüchel, Bodo Haß