Hier findet ihr die Rede von Daniel Heitmann, Erzieher an einer Hamburger Schule, beim 1. Mai in Hamburg:
Moin zusammen,
heute möchte ich mit euch über ein Thema sprechen, das uns alle betrifft: das pädagogisch-therapeutische Fachpersonal – kurz PTF. Es ist ein wichtiger Bestandteil unseres Schulalltags, aber leider auch ein Bereich, der oft zu wenig Beachtung findet, wenn es um die Rahmenbedingungen und die tägliche Arbeit geht.
Wofür steht PTF und wie sind die Rahmenbedingungen für die tägliche Arbeit?
PTF umfasst sechs verschiedene Professionen, die unter einer gemeinsamen Berufsbezeichnung zusammengefasst sind. Dazu gehören Erzieher*innen, Heilerziehungspfleger*innen, sozialpädagogische Assistent*innen, Sozialpädagog*innen, Ergotherapeut*innen und Physiotherapeut*innen. Diese verschiedenen Berufsgruppen arbeiten zusammen, um den Schüler*innen bestmöglich zu helfen, sei es durch therapeutische Maßnahmen, sozialpädagogische Unterstützung oder die Förderung der körperlichen Gesundheit.
Eine besondere Herausforderung stellt dabei die Dienstzeitregelung dar. Die Arbeitszeitanteile sind gleich, obwohl jede Profession unterschiedliche Zeitbedarfe und ein individuelles Zeitmanagement benötigt. Diese Unterscheidung wird oft nicht ausreichend berücksichtigt, was zu Überlastung und Missverständnissen führen kann.
Ein weiteres Problem ist, dass viele Schulleitungen häufig nicht genau wissen, wie sie das PTF gemäß den jeweiligen Professionen sinnvoll einsetzen können. Es gibt oft keine klaren Arbeitsplatzbeschreibungen oder ein Rahmenkonzept, das den unterschiedlichen Fachlichkeiten gerecht wird. Dies führt zu Unklarheiten und erschwert eine zielgerichtete Zusammenarbeit.
Ein weiterer Punkt ist, dass PTF häufig außerplanmäßige Betreuungsaufgaben übernehmen muss, wenn beispielsweise der Unterricht ausfällt. Das führt dazu, dass wichtige Inklusionsstunden oder eigentliche Aufgaben liegen bleiben. Dies belastet die Mitarbeiter: *innen zusätzlich und macht die Arbeit noch herausfordernder.
Welche Folgen ergeben sich aus diesen Rahmenbedingungen?
Die Folgen sind eindeutig: Die hohe Arbeitsbelastung führt dazu, dass viele Beschäftigte krank werden. Im letzten Jahr war PTF die Beschäftigtengruppe mit dem höchsten Krankenstand. In einigen Fällen lag dieser sogar bei bis zu 17%. Das ist alarmierend und zeigt uns, dass es dringend notwendig ist, Maßnahmen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz zu ergreifen.
Die Schulbehörde hat zwar zum Halbjahr das Projekt „Personalgesundheit“ gestartet, und die Senatorin Frau Bekeris hat dieses Projekt als Erfolg gefeiert. Aber hier muss klar gesagt werden: Es geht nicht nur um kurzfristige Maßnahmen, die gut klingen, sondern um nachhaltige Veränderungen, die langfristig zum Wohl der Beschäftigten beitragen.
Welche Maßnahmen halte ich für besonders wichtig?
Zunächst einmal müssen wir die Belastung der Beschäftigten genau erfassen. Eine Gefährdungsbeurteilung der psychischen Belastung ist notwendig, um zu verstehen, wo genau die Probleme liegen und welche Maßnahmen langfristig wirken können. Es ist wichtig, dass wir die Belastungen nicht nur als einzelne Fälle betrachten, sondern als ein systemisches Problem, das alle betrifft.
Ein besonders wichtiger Punkt ist, dass wir unsere älteren Kolleg*innen nicht vergessen. Sie sind oft besonders stark von den psychischen und physischen Belastungen betroffen. Ältere Beschäftigte müssen geschützt werden, sei es durch Arbeitsentlastung oder durch spezielle Maßnahmen, die den Arbeitsalltag für sie weniger belastend machen. Die Schulbehörde muss unbedingt wieder Maßnahmen zum alternsgerechten Arbeiten einführen. Dazu gehört auch, dass ältere Kolleg*innen nicht gegen ihren Willen versetzt oder auf Klassenfahrten geschickt werden, wenn diese eine zu große Belastung darstellen.
Gerade die Aufsichtspflichten während einer Klassenfahrt können eine erhebliche psychische und körperliche Belastung darstellen, besonders für ältere Kolleg*innen. Diese müssen geschützt werden, und wir müssen sicherstellen, dass sie nicht überfordert werden.
Abschließend möchte ich sagen, dass es jetzt an der Zeit ist, klare und nachhaltige Maßnahmen zu ergreifen, die den PTF und die Arbeitssituation für alle Beteiligten verbessern. Die Beschäftigten müssen entlastet werden, die Arbeitsbedingungen müssen verbessert werden, und wir müssen sicherstellen, dass jede Profession die Anerkennung und Unterstützung erhält, die sie verdient.
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!
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Foto: Jamil Jalla