Mit viel Energie, Kreativität und lautstarken Forderungen hat die GEW-Fachgruppe Weiterbildung die DGB-Demo am 1. Mai 2025 gerockt. Rund 50 engagierte Kolleg*innen zogen mit Transparenten und Plakaten durch die Straßen, um für bessere Arbeitsbedingungen und einen „Branchentarifvertrag jetzt!“ zu demonstrieren. Besonders im Fokus: die verbindliche Obergrenze von 29 Unterrichtseinheiten pro Vollzeitstelle im Gesamtprogramm Sprache.
Ein Höhepunkt der Demonstration war die Zwischenkundgebung, bei der Detlef Zunker, Sprecher der GEW-Fachgruppe Erwachsenenbildung, eindrucksvoll die prekäre Situation der Erwachsenenbildung schilderte. Vom Lautsprecherwagen aus forderte er klare Maßnahmen: Einen Branchentarifvertrag für den gesamten öffentlich verantworteten Bereich einschließlich des Gesamtprogramms Sprache und endlich aktives Handeln des Hamburger Senats und der Bundesregierung!
Gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen - die GEW-Fachgruppe Weiterbildung macht Druck!
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Rede von Detlef Zunker, GEW-Fachgruppe Erwachsenenbildung
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
erst mal: ich freue mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid!!
Erwachsenenbildung, ihr seid „klasse“!!!
Die Erwachsenenbildung ist ein riesiger Bildungsbereich von den Sprach- und Integrationskursen des BAMF bis zu Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung, finanziert durch die Arbeitsagenturen. Es gibt weiter Fremdsprachenangebote und Maßnahmen aus dem Reha-Bereich.
In diesem Bereich arbeiten bundesweit etwa 700.000 Kolleg*innen, etwa genauso viel wie in der schulischen Bildung. In Hamburg mehr als 15.000. Das wissen nur die wenigsten, vor allem scheint es nicht in der Politik angekommen zu sein.
Die Unsichtbarkeit muss endlich aufhören!!
Deshalb machen wir Krach für seriöse Arbeit seriöse Arbeitsbedingungen!!!
Und: Die staatlich veranlasste Erwachsenenbildung ist für die Reduzierung des Fachkräftemangels ein Must-have.
Da braucht es dringend Qualifizierung und sprachliche sowie berufliche Integration aller Eingewanderten.
Wir sind systemrelevant.
Wir werden aber nicht so behandelt.
Das muss aufhören!!!
Warum sind wir hier?
Weil in unseren Branche fast alles im Argen liegt
Fehlende Tarifverträge sind kennzeichnend für die große Mehrzahl der Erwachsenenbildungsbetriebe, die durch Niedrighonorare und -Löhne sowie extrem schlechte Arbeitsbedingungen (häufig 40 U-Stunden bei einer Vollzeitstelle) gekennzeichnet ist. Zudem hat es in den letzten Monaten massive Mittelstreichungen von Seiten der Bundesregierung gegeben.
Das lassen wir uns nicht länger gefallen!!!
Die Lehrenden bei uns sind zu 70% nicht sozialversichert.
Schlechter sieht es in keiner anderen Branche Deutschlands aus.
(Laut einer wissenschaftlichen Befragung der GEW mit der Fernuni Hagen vom Winter 2024 sind 96 % der Befragten sind mit der prognostizierten Rente unzufrieden, mehr als 50 % der Befragten denken über einen Wechsel in einen anderen Berufszweig nach.)
Das verstärkt die Tendenz zur Abwanderung aus der Erwachsenenbildung, da sich viele die Arbeit dort nicht mehr leisten können und sie ihre Gesundheit nicht mehr aufs Spiel setzen wollen. Die Folge: dringend benötigte Integrations- Qualifizierungs- und Sprachangebote können nicht stattfinden und der Fachkräftemangel in der Erwachsenenbildung und in der Wirtschaft verschärft sich weiter.
Das ist das Gegenteil von Zukunftsorientierung!
So kann es nicht weitergehen!
Was wollen wir von der Politik in Hamburg?
Seit Anfang der Woche ist der Koalitionsvertrag von Rot-Grün unterschrieben. Zur Erwachsenenbildung wie zu vielen anderen Bereichen gibt es aber keinerlei konkrete Aussagen, nur wolkige Formulierungen.
Wir wollen ein Hamburger Tariftreuegesetz, was die Vergabe von Aufträgen der öffentlichen Hand an tarifliche Arbeitsbedingungen knüpft.
Wir wollen ein Hamburger Erwachsenenbildungsgesetz.
Hamburg ist das einzige Bundesland, das darauf verzichtet.
Und damit auch verbindliche Entwicklungsziele.
Das ist untragbar!
Untragbar ist auch, dass die Lehrenden der Hamburger Volkshochschule, einem städtischen Träger, krank zur Arbeit gehen müssen, da sie keine Honorarfortzahlung im Krankheitsfall bekommen.
- „Gute und faire Bedingungen für gute Arbeit“, so der Hamburger Koalitionsvertrag, muss auch an der VHS Hamburg gelten, aber auch für die vielen privaten Träger hier in unsrer schönen Stadt! !!
- Wir fordern für alle ca. 150 arbeitnehmerähnlichen VHS-Kursleitenden: Honorarfortzahlung im Krankheitsfall
- Das Geld ist vorhanden und nicht zu viel verlangt: das „arme“ Bundesland Berlin kann es auch und hat es bereits vorgemacht!!
- Wir wollen, dass der Bund in den ersten 100 Tagen endlich das Tariftreuegesetz auf den Weg bringt. Schließlich steht es im schwarz-roten Koalitionsvertrag.
- Wir wollen einen Branchentarifvertrag für die gesamte Erwachsenenbildungsbranche unter Einschluss des Gesamtprogramms Sprache.
- Das finden wir total daneben, denn es spaltet die Belegschaften je nach Tätigkeitsgebiet.
- Wer dafür ist, dass der BTV für die Erwachsenenbildung unter Einschluss des Gesamtprogramms Sprache gelten soll, macht jetzt Krach!
Was brennt euch unter den Nägeln?
Wir sind systemrelevant.
Werden aber nicht so behandelt.!
Das finden wir völlig daneben!!!
Da wir staatlich beauftragt sind, wollen wir ein Tarifniveau-Niveau wie für den öffentlichen Dienst, mit Obergrenzen für Unterricht und alle anderen Aufgaben.
Viele von uns arbeiten mit Löhnen oder Honoraren, mit denen wir uns selbst kaum und schon gar nicht eine Familie ernähren können.
Im Gesamtprogramm Sprache weigern sich derzeit viele Betriebe, die seit kurzem verbindliche Obergrenze von 29 Unterrichtseinheiten pro Vollzeitstelle umzusetzen. Freizeit und soziale Sicherheit sind so nicht möglich!
Das ist ein Skandal! Schämt euch, Betriebe!!!
Was muss unbedingt passieren?
- Wir müssen noch viel mehr werden, um unsere berechtigten Forderungen endlich durchzusetzen!!
- „Mach dich stark mit uns!“ ist das Motto der diesjährigen 1.-Mai-Kampagne des DGB. Das passt perfekt zu unsere Situation. Wir wollen mehr, und wir wollen viel mehr werden!!!
- 2025 muss unser Jahr werden, sowohl bei der VHS wie bei den privaten Trägern!!!
- Das Tariftreuegesetz hat es in den schwarz-roten Koalitionsvertrag geschafft. Hamburg muss hier über den Bundesrat und seine politischen Verbindungen Druck machen, dass schnelle Butter bei die Fische kommt!!!
- Wir brauchen einen Branchentarifvertrag für die gesamte Branche auf dem Niveau des öffentlichen Dienstes
- Wir brauchen eine Zeitenwende für die Erwachsenenbildung!
- Tretet in die Gewerkschaft(en) und kämpft mit uns für eure Zukunft!
Vielen Dank, dass ihr gekommen seid!
Wir werden nicht aufhören, bis wir unsere Ziele erreicht haben!!
Gemeinsam werden wir es wuppen!!