Veranstaltung: Abitur im eigenen Takt

04. November 2015Von: WebredaktionThema: Bildungspolitik
Eine Evolution der gymnasialen Oberstufe
Grafik

In der vergangenen hamburgweiten Debatte über die gymnasiale Oberstufe hat man in der GEW bereits über alternative Lösungen nachgedacht. Das Modell „Abitur im eigenen Takt“ könnte eine solche sein. Am 5.November (18, 20 Uhr, GEW Landesverband, Raum A) wird sie vom Mitbegründer Friedemann Stöffler vorgestellt.

Das Projekt „Abitur im eigenen Takt“ - als Schullabor von der Robert Bosch Stiftung gefördert – soll die Oberstufe flexibilisieren und die Wahl zwischen G8 und G9 den Schülern überlassen. Das Modell, welches Friedemann Stöffler und sein Kollege Matthias Förtsch gegründet haben, wurde im Jahr 2010 mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet. Ideengeber war das PISA- „Gewinnerland“ Finnland, das eine ähnlich gestaltete flexible Oberstufe aufweist. Vier Gymnasien in Baden-Württemberg schlagen mittlerweile diesen alternativen Weg zu G8/G9 vor:[1]

Der Grundgedanke des Modells ist, die zeitliche Dauer der Qualifikationsphase (auch Kursstufe genannt) flexibel zu gestalten, d.h. diese Phase in zwei Jahren, in 2,5 Jahren oder in drei Jahren zu durchlaufen. Besucht die Schülerin / der Schüler die Kursstufe in zwei Jahren, so entspricht dies dem achtjährigen Gymnasium. Eine Besonderheit der Modularisierung ist, dass zweistündige Fächer statt in vier Halbjahren in zwei Halbjahren vierstündig unterrichtet werden. Das bringt den Vorteil, dass die Schüler/innen in den jeweiligen Halbjahren weniger Fächer haben und dies ein intensiveres Arbeiten ermöglicht. Zudem entfällt somit die Wiederholung einer ganzen Jahrgangsstufe. Lediglich die Kurse, die die Schülerin / der Schüler nicht bestanden haben, werden wiederholt. Durch freiwillige Wiederholung können auch Kursleistungen verbessert werden.

Die Modularisierung bedeutet ein hohes Maß von Selbstständigkeit und Eigenverantwortung für die Schüler/innen bereits vor Beginn der Kursstufe.

Die ausdrückliche Unterstützung des Modells läuft bundesweit in den Landesverbänden der GEW bereits an, denn „Abitur im eigenen Takt“ erfüllt die Bedingungen des Beschlusses des GEW-Hauptvorstands vom März 2014 zur gymnasialen Oberstufe. Dieser beinhaltet die Forderung nach einer flexiblen Oberstufe, die zwei bis vier Jahre dauern kann. Hierbei soll sowohl die Einführungsphase als auch die Qualifizierungsphase in ihrer Länge von den Schüler/innen flexibel gestaltet werden können. Auch die GEW Hamburg hat 2014 beschlossen: „Auch in der Sekundarstufe II ist eine umfassende Reform nötig: Die Sekundarstufe II wird in 2 – 4 Jahren durchlaufen. Es gibt eine flexible Einführungsphase, die übersprungen werden kann. Die Qualifikationsphase dauert dann 2 bis 3 Jahre. Die Sekundarstufe II endet mit dem Erwerb des Abiturs“

 

[1] auch nachzulesen in: Friedemann Stöffler, Matthias Förtsch (Hrsg.): Abitur im eigenen Takt Die flexible Oberstufe zwischen G8 und G9, Beltz 2014
Text und ViSdP: Yvonne Heimbüchel, Vorsitzende der FG Gymnasien, GEW HH, Rothenbaumchaussee 15, 20148 HH

© Foto: Gerd Altmann by http://pixelio.de