400 Menschen drängten sich in die Aula der Meerweinstraße. Sie folgten der Einladung der GEW-Fachgruppen Stadtteilschulen und Sonderpädagogik. Riesig groß war das Bedürfnis über die Probleme mit der Inklusion in den Hamburger Schulen zu sprechen und Antworten des Schulsenators zu hören.
Frau Prof. Dr. Birgit Herz erinnerte in ihrem Vortrag daran, dass es auf die realen Bedingungen ankomme. In einer auf Auslese angelegten Gesellschaft könne eine unterfinanzierte Schule und Jugendhilfe auch mit den schönsten Begriffen und Pseudoreformen die Bildungschancen nicht erhöhen - im Gegenteil.
Anschließend diskutierten die SozialpädagogInnen, ErzieherInnen und TherapeutInnen, Grundschul-, Stadtteil-, BerufsschullehrerInnen und SonderpädagogInnen, unterstützt von Eltern und anderen Gästen die drängenden Fragen zur Inklusion in den Schulen. Man merkte, wie belastend der Alltag in den Schulen unter den Bedingungen der neuen Inklusion ist. Aus allen Bereichen ähnliche Berichte. Kein Konzept, kein ausreichendes oder passgenau ausgebildetes Personal, keine Differenzierungsräume, keine gültige Prüfungsordnung! Keine Klarheit, wer für was verantwortlich ist! Keine Zeiten für Teamgespräche! So viele SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf, so viele Stunden ohne Doppelbesetzung! Keine Therapie! Keine Versorgung im Ganztagsbereich! Warum werden die bisherigen Integrationsklassen nicht erhalten, die erfolgreich arbeiten, ebenso die IR-Klassen?
Auf dem von Stefan Romey geleiteten Podium diskutierten Dr. Christian Benner (Elternkammer), der die Forderungen der Eltern nach ausreichendem Personal, aber auch räumlicher Ausstattung betonte, Pit Katzer, der die Sorgen der Stadtteilschulen im laufenden Reformprozess formulierte, sowie Prof. Birgit Herz mit dem Schulsenator Ties Rabe. Wenn nicht massiv bei den Stadtteilschulen nachgebessert wird, verlieren die Stadtteilschulen, die in der Sekundarstufe nahezu allein die Inklusion bewältigen, ihre Stabilität und damit ihre Attraktivität bei Eltern und Schülern.
Der Senator verwies auf die kommende Veröffentlichung der Reform-Eckpunkte am 23. November. Er wollte sich zu vielen Problemen nicht konkret äußern. Ungeheuerlich und empörend erschien es vielen KollegInnen, dass der Senator meinte, man könne diese größte Schulreform seit Jahrzehnten ohne zusätzliche Finanzen allein durch Umschichtung im Haushalt der Schulbehörde bewältigen. Offensichtlich werden die Nöte der Basis in der Schulbehörde nicht verstanden oder nicht ernst genommen. Während für die Primarschulreform mit Unterstützung aller Bürgerschaftsfraktionen viele Millionen Euro Mehrkosten eingeplant wurden, ist bis heute für das Reformvorhaben Inklusion kein einziger Euro zusätzlich vorgesehen.
Gelingende Inklusion benötigt aber eine ausreichende personelle, materielle und räumliche Ausstattung. Eine Baustelle ist so abzusichern, dass hiervon keine Gefahren und Schäden für Einzelne oder die Allgemeinheit ausgehen. Leider ist dieses bei der Baustelle Inklusion in Frage gestellt.
Wir rufen deshalb auf, mit uns auf die Straße zu gehen:
Demo am Donnerstag, den 24.11.11 ab 16.00 Uhr. Treffpunkt Hachmannplatz (Hauptbahnhof). Weitere Informationen hier