Als "ganz billig sublimiert" bezeichnet der zweite stellvertretende Vorsitzende und Kita-Experte der GEW, Jens Kastner, die aktuell von Schulsenator Rabe vorgestellte GBS/ganztägige Bildung und Betreuung, die an Schulen bis 2014 in Hamburg die Hortkindbetreuung flächendeckend abgelöst haben soll.
"Gut ist, dass alle Grundschulkinder ganztägig institutionell an einem Ort betreut werden, ohne dass die Eltern nachweisen müssen, ob und in welchem Umfang sie erwerbstätig sind“, lobt Kastner. Gut sei auch, dass die Eltern für die Betreuung zwischen 13 bis 16 Uhr nichts bezahlen müssen. Das Schlüsselproblem des Konzepts sei jedoch die Kooperation zwischen Hortträgern und Schulen, zum Beispiel die Betreuung der Kinder vor acht und nach 16 Uhr. Die Umstellung bringe Veränderungen mit sich, die nicht allesamt ein Fortschritt seien, warnt Kastner: "Die Personalausstattung wird – bezogen auf die Erzieher-Kind-Relation und auf die Qualifikation des sogenannten Pädagogischen Personals - schlechter als bisher. Es gibt zu wenig angemessenen Speiseräume, höhere Essensgelder für die Eltern, schlechter bezahltes Personal bzw. Ein-Euro-Kräfte. Die Räume sind ungeeignet für Freizeitangebote, andere Räume fehlen. Und offenbar gibt es keine Konzepte für die Struktur und Pädagogik - denn sie sollen erst noch mit den Kooperationspartnern vor Ort entwickelt werden. Unterm Strich gibt es noch sehr viel zu tun und wir sind gespannt zu sehen, ob und wie die Behörde das anpacken wird."
In der Ganztagsschule war bisher geregelt, dass der Unterrichtsstoff entzerrt und auf die Zeit zwischen 8 und 16 Uhr – in der von der GEW bevorzugten gebundenen Form für alle SchülerInnen - verteilt wurde. Kastner: "Der Mix von Unterricht, Freispielen und Entspannungsphasen ist wichtig, dazu gehört auch ein Professionsmix von LehrerInnen und ErzieherInnen".
Honorarkräfte durften bislang nur für den auf den Nachmittag erweiterten Bereich in Höhe von 20 Prozent der Personalausstattung eingesetzt werden. Für den Hortbereich schreibt das Kita-Gutscheinsystem die pädagogisch ausgebildete Fachkraft, die ErzieherIn vor. Die GBS sehe weder mehr Lehrerstunden vor, noch werde die Profession für den Nachmittagsbereich verpflichtend vorgegeben, so Kastner: "Chorleiter, Sporttrainer und andere, die Nachmittagsangebote durchführen, haben es in der Regel nicht durch ihre Ausbildung oder Studium gelernt, ihr eigenes Handeln und Wirken zu reflektieren. Ihnen fehlt das reflektierte Wissen über Kindheit, Pädagogik und Erziehung. Die Behörde nimmt bewusst in Kauf, dass sich die Professionalität verschlechtert."
Kontakt: Jens Kastner, 0151 – 12 15 98 19