Das Bund-Länder-Geschacher um das Vorgehen in der Coronapandemie geht am Mittwoch in die nächste Runde: Die GEW plädiert weiter dafür, ab dem Inzidenzwert von 50 in den Wechselunterricht zu gehen - aber ohne Doppelbelastung der Lehrkräfte.
Vor dem nächsten Corona-Treffen von Bund und Ländern am Mittwoch wirbt die GEW nochmal eindringlich für die Aufnahme von Wechselunterricht an Schulen. „Dieses Modell macht es möglich, den Gesundheitsschutz und das Recht auf Bildung unter einen Hut zu bekommen. Mit dem Wechselunterricht können die Schulen auf unterschiedliche Herausforderungen entsprechend der personellen und räumlichen Situation vor Ort Lösungen anbieten“, sagte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
„Der Wechselunterricht ist damit ein sehr wichtiges Instrument, weitere Benachteiligungen insbesondere von Kindern und Jugendlichen zu verhindern, die im Elternhaus nicht die Unterstützung bekommen können, die notwendig ist.“ (Marlis Tepe)
Entscheidend sei, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den Klassen halbiert werde und feste Gruppen gebildet würden. So könne das Infektionsrisiko für Lehrkräfte, Lernende und deren Familien gesenkt werden. Gleichzeitig könnten die Lehrerinnen und Lehrer regelmäßig Kontakt zu allen Schülerinnen und Schülern halten. „Der Wechselunterricht ist damit ein sehr wichtiges Instrument, weitere Benachteiligungen insbesondere von Kindern und Jugendlichen zu verhindern, die im Elternhaus nicht die Unterstützung bekommen können, die notwendig ist.“ Lehrkräfte dürften aber nicht morgens im Präsenz- und nachmittags im Fernunterricht arbeiten.
Der Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie ist bislang bis zum 14. Februar befristet. Am Mittwoch wollen die Bundesländer bei einer Schalte mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) beraten, wie es danach weitergeht. Für Kitas und Schulen sind die Länder selbst zuständig.
Föderales Durcheinander beenden
Die GEW plädiert weiterhin dafür, ab einem Inzidenzwert von mehr als 50 Neuinfektionen auf 100.000 Menschen in einer Woche in einer Kommune auf Wechselunterricht und bei mehr als 100 auf Fernunterricht umzustellen. Liegt der Inzidenzwert unter 50 Neuinfektionen sollen sich die Schulen auf Grundlage der Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) wieder auf die Öffnung vorbereiten. „Wir mahnen die Kultusministerkonferenz (KMK), dass Lehrkräfte, Lernende und deren Eltern jetzt endlich eine klare Strategie und einen bundesweit einheitlichen, verlässlichen Stufenplan brauchen“, betonte Tepe. Mit diesem hätten Länder, Kreise und Städte mit Blick auf das Infektionsgeschehen vor Ort die Möglichkeit, flexibel zu agieren.
Auch die Kitas bräuchten bundesweit klare Regelungen für Bildung und Betreuung der Kinder, sagte Tepe der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Eine gute Basis sei das Bremer Ampelmodell, das Maßnahmen an Entwicklungen wie das Inzidenzgeschehen, die Zahl der Verdachtsfälle und die Personalsituation in einer Einrichtung koppelt. „Feste Gruppen und ausreichend Personal sind Grundvoraussetzung für die Öffnung von Kitas.“
Alternative Leistungsnachweise
Tepe wies zugleich darauf hin, dass viele Schulen den Lockdown gut gemeistert hätten: „Das sind die Schulen, die bereits eine gute digitale Infrastruktur hatten und in denen das eigenverantwortliche, oft inklusive Lernen der Schülerinnen und Schüler eine wichtige Rolle spielt“, sagte sie der dpa.
In der Corona-Pandemie hätten Kinder und Jugendliche neue Erfahrungen gemacht und andere Kompetenzen erworben als in den Jahren zuvor. Das müsse sich auch bei der Leistungsbewertung widerspiegeln, sagte Tepe an die Adresse der Kultusministerkonferenz (KMK) gerichtet. „Das starre Festhalten beispielsweise an zentralen Prüfungen wird den Lernbedingungen vieler Schülerinnen und Schüler nicht gerecht.“ Stattdessen solle die KMK auf alternative Leistungsnachweise wie Kurs- und Projektarbeiten sowie Entwicklungs- und Lerngespräche setzen.
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