Blick zurück nach vorn. Im 21. Jahrhundert müssen sich DGB und Gewerkschaften mit einer zunehmend globalisierten Arbeitswelt auseinandersetzen. Und die Digitalisierung aller Lebens- und Arbeitsbereiche stellt sie vor neue Herausforderungen. Auch künftig gilt: Die Einheit macht die Stärke der Gewerkschaftsbewegung aus. Das ist das Grundprinzip der Gewerkschaften im DGB.
Spaltung überwinden
Den Grundstein für den Bund der Gewerkschaften von heute legten 80 Frauen und Männer vor 70 Jahren in Aachen. Zwölf Jahre nach der Zerschlagung der Gewerkschaften durch die Nazis gründeten sie am 18. März 1945 den ersten „Freien Deutschen Gewerkschaftsbund“, organisiert nach dem Prinzip der Einheitsgewerkschaft. Während in weiten Teilen des Landes noch Krieg war, begannen sie, den Aufbau der Demokratie voranzutreiben. Der Aachener Gewerkschaftsbund zeichnete sich durch die Prinzipien der weltanschaulichen und parteipolitischen Unabhängigkeit aus. Nach den Erfahrungen aus der Weimarer Republik und dem Nationalsozialismus war das Ziel, die Spaltung der Arbeitnehmerschaft in Richtungsgewerkschaften zu überwinden.
Leuschner-Vermächtnis
Die GewerkschaftsgründerInnen knüpften an den Appell des ehemaligen Vorstandsmitglieds des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes und Widerstandskämpfers Wilhelm Leuschner an, den er am Vorabend seiner Hinrichtung durch die Nationalsozialisten an die deutschen GewerkschafterInnen richtete: „Schafft die Einheit!“ Der neue Gewerkschaftsbund in den westlichen Besatzungszonen sollte zudem nach dem Industrieverbandsprinzip „Ein Betrieb, eine Gewerkschaft“ organisiert sein. „Ein Betrieb, ein Tarifvertrag, eine Gewerkschaft – das hat die Gewerkschaften politisch stark gemacht“, lobt der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann die Prinzipien der ersten Stunde.
Zukunft im Blick
DGB und Gewerkschaften wollen das Jubiläum nutzen, um in den nächsten Monaten über die Perspektiven der Einheitsgewerkschaft im 21. Jahrhundert zu diskutieren. Den Auftakt machten Veranstaltungen des DGB Aachen und der Hans-Böckler-Stiftung im März. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie die Integrations- und Handlungsfähigkeit der Gewerkschaften erhöht werden kann.
Erschienen in: einblick 6/2015 vom 23.03.2015