Das duale Ausbildungssystem wird weltweit als Erfolgsmodell angepriesen. Seine Stärke liegt darin, jungen Menschen eine realitätsnahe Qualifikation und dadurch (theoretisch) die Chance zu einem nahtlosen Übergang auf den Arbeitsmarkt zu bieten. Aber es zeigen sich Risse. Verstärkt durch den demographischen Wandel wird ein „Attraktivitätsproblem“ des Systems sichtbar. Das Bildungsverhalten von Jugendlichen hat sich verändert: So erreicht in Hamburg rund die Hälfte der Schulabgänger die Hochschulberechtigung, 2013 gab es erstmals ungefähr genauso viele Studienanfänger wie Einsteiger in die duale Berufsausbildung. Vor diesem Hintergrund macht die Parole „Deutschland leidet am Akademisierungswahn, die duale Berufsausbildung wird ausgehöhlt, es droht ein Fachkräftemangel“ in der Öffentlichkeit die Runde. Gleichzeitig beteiligen sich mehr als zwei Drittel der Hamburger Betriebe nicht (mehr) an der dualen Ausbildung. Nur ein Viertel der Hamburger Schulabgänger der 10. Klasse bekommt einen klassischen dualen Ausbildungsplatz.
„150 Jahre staatliche berufsbildende Schulen in Hamburg – daran hat die GEW einen großen Anteil. In der beruflichen Bildung treffen wirtschaftliche Verwertungsinteressen und gesellschaftliches Bildungsinteresse unmittelbar aufeinander. Die beruflichen Schulen sind bestrebt, durch Vermittlung von Wissen, Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten die Entfaltung der Person und die Selbstständigkeit ihrer Entscheidungen und Handlungen zu fördern. Die jungen Erwachsenen sollen nicht nur am beruflichen und wirtschaftlichen Leben, sondern auch aktiv am sozialen, gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben teilnehmen können. Damit dies weiter gewährleistet wird, haben die Kolleginnen und Kollegen 2004 die Volksinitiative „Bildung ist keine Ware“ aktiv unterstützt. Sie sammelten zunächst 23.000 Unterschriften und beim Volksbegehren konnten über 120.000 Hamburgerinnen und Hamburg davon überzeugt werden, dass die Berufliche Bildung weiterhin in staatlicher Hand bleibt“, kommentiert Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der GEW Hamburg.
Mit einer szenischen Lesung von Texten zu ausgewählten Zeitepochen startet die Tagung. Dieser spezielle Rückblick weist aus gewerkschaftlicher Sicht auf unterschiedliche Facetten beruflicher Bildung in Hamburg hin. Im weiteren Rahmen der Veranstaltung wird der Blick in die Zukunft gerichtet. Mit einem Fachvortrag von Prof. Stefan Sell und danach in fünf Foren werden sich die Teilnehmenden intensiv mit den Zukunftsproblemen und Herausforderungen der Berufsbildung auseinandersetzen können. Der Ablauf des Fachtages und die einzelnen Foren sind dem angehängtem Programmflyer zu entnehmen. Herr Sell steht auch für Pressegespräche zur Verfügung.
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