Bis die Befunde der groß angelegten Arbeitszeit- und Belastungsstudie 2025 vorliegen, werden in Arbeitspapieren Aspekte der Arbeitsbelastung von Lehrkräften thematisiert. Die Ergebnisse der ersten drei Arbeitspapiere im Überblick:
Stand der Nutzung digitaler Medien an Hamburger Schulen und Erwartungen der Hamburger Lehrkräfte
Die erste Ausgabe startet mit einer Bestandsaufnahme der Nutzung digitaler Medien für das Unterrichten, dem Interesse der Lehrkräfte an der Umsetzung des digital unterstützten Unterrichtens sowie den Treibern und Hemmnissen dafür. Die zentralen Ergebnisse sind:
• Fehlende Zeit zur Vorbereitung und Zweifel am Sinn des Medieneinsatzes behindern die Umsetzung
• Zu hoher Umstellungsaufwand, technische Probleme und fehlende Beteiligung hindern Lehrkräfte daran, digitale Medien einzusetzen
• Digitalisierung wird unter den derzeitigen Bedingungen vor allem als Belastung empfunden
„Wenn Politik und Verwaltung das digital unterstützte Lehren und Lernen fördern wollen, wäre hier anzusetzen: Sicherstellen der technischen Funktionalität sowie Bereitstellung geeigneter Lehrmaterialien. Gerade auch der Aufbau von Supportstrukturen, welche helfen den Medieneinsatz für den Unterricht zu realisieren und technische Probleme im Alltag zu bewältigen, würden die Lehrkräfte entlasten. Durch eine gemeinsame Entwicklung digitaler Strategien in Schulen würden sich die Lehrkräfte mehr mitgenommen fühlen. Es motiviert, wenn durch den Medieneinsatz die Verwaltungsaufgaben für Lehrkräfte effizienter und das Unterrichten qualitativ verbessert werden“, so Yvonne Heimbüchel, stellv. Vorsitzende der GEW Hamburg.
Hamburger Erfahrungen mit der Nutzung dienstlicher digitaler Endgeräte in der Schule
Die zweite Ausgabe beschäftigt sich mit den Erfahrungen der Hamburger Lehrkräfte mit den dienstlichen Endgeräten, die die Senatsverwaltung 2021 für den Schuldienst beschafft hat. Die zentralen Ergebnisse sind:
• Gewünscht wird ein leistungsfähigeres Gerät, mehr Funktionen, mehr Freiheiten und ein Gesamtkonzept
• Eine knappe Hälfte der Befragten wünschen sich weitere Applikationen für ihre Arbeit
• Vor allem andere Büro-Anwendungen, aber auch mehr Optionen für das Unterrichten und typische Klassenmanagement-Apps werden gewünscht
„Alles in allem zeigt sich, dass in Hamburg bereits eine ganz gute Nutzungsintensität der dienstlichen Endgeräte erreicht worden ist. Weitere Verbesserungen können erzielt werden, wenn die Voraussetzungen für eine zufriedenstellende Nutzung ständig optimiert werden. Die Wünsche der Lehrkräfte hinsichtlich der Bereitstellung weiterer Funktionen zum effektiveren Arbeiten und zur Verbesserung von Zusammenarbeit und Unterrichten zeigen auf, welche Potenziale in einer passgenauen Digitalisierung liegen. Dafür bedarf es eines Gesamtkonzeptes, in dem auch Datenschutz und Barrierefreiheit geregelt sind“, so Bodo Haß, 2. stellvertretender Vorsitzender.
Informationen, Hintergründe und Forderungen der GEW zum Thema Arbeitszeit
Die Umsetzung des digital unterstützen Lehrens und Lernens in Hamburg ist für Lehrkräfte derzeit mit starkem digitalen Stress und erhöhten Belastungen verbunden
Die dritte Ausgabe identifiziert das Ausmaß des digitalen Stresses unter Lehrkräften, seine Einflussfaktoren und seine Folgen. Dabei werden Ansatzpunkte für eine Reduzierung der Belastung und einen besseren Arbeitsschutz deutlich. Die zentralen Ergebnisse sind:
• Durch eine bessere Umsetzung des digital unterstützten Lehrens und Lernens könnte die Gesundheit der Lehrkräfte besser geschützt werden
• Eine Infrastruktur in der Schule, die das Unterrichten mit digitalen Medien besser fördert, würde Lehrkräfte entlasten
• Wo durch kollegiales Lernen und Weiterbildung eine aktive Auseinandersetzung mit dem digital unterstützten Lehren und Lernen stattfindet, ist der digitale Stress geringer
„Grundsätzliches Problem ist der hohe Zeitdruck bei der Arbeit der Lehrkräfte aufgrund von zu vielen Aufgaben. Die Umsetzung des digital unterstützten Lehrens und Lernens stellt u.a. deshalb ein Stressfaktor dar, weil zu wenig Zeit verfügbar ist, sich mit dem digitalen Thema zu befassen und eine eigene Arbeitsweise weiterzuentwickeln. Damit die Digitalisierung nicht weiterhin vor allem als Belastungsfaktor wahrgenommen wird, müssen Lehrkräfte gezielt entlastet werden. Sie benötigen mehr Freiräume, Beteiligung und Unterstützung zur Entwicklung und Umsetzung des digital unterstützten Lehrens und Lernens“, so Yvonne Heimbüchel, stellv. Vorsitzende der GEW Hamburg
Wissenswertes zum Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz
Hintergrund:
Mehr als 1.000 Hamburger Lehrkräfte aus Stadtteilschulen und Gymnasien dokumentierten während des gesamten zweiten Halbjahrs des Schuljahres 2023/2024 jeden Tag exakt und detailliert ihre Arbeitszeit. Mit ihrem freiwilligen Engagement unterstützten sie eine wissenschaftliche Analyse der Arbeitsbelastung von Hamburger Lehrkräften durch die Kooperationsstelle der Universität Göttingen. Die Arbeitszeitbelastung durch unterschiedliche Tätigkeiten, das Verhältnis von Soll-Vorgaben und realen Arbeitszeiten und die Verteilung der Belastung unter den Lehrkräften sollte dokumentiert werden, um Daten für eine Diskussion über Fehlsteuerungen und Ansatzpunkte zur Entlastung zur Verfügung zu stellen.
Solange bis die Arbeitszeitbefunde 2025 vorliegen, werden in Arbeitspapieren weitere Aspekte der Arbeitsbelastung von Lehrkräften thematisiert. Dazu wurden 925 Lehrkräfte in einer ersten Umfrage im April 2024 zu ihrer Arbeitssituation sowie zum Stand der Umsetzung des digitalen Lehrens und Lernens an ihrer Schule befragt. Mit Hilfe der Arbeitspapiere können die aus den aktuellen Anforderungen resultierenden Arbeitsbelastungen und das Niveau des digitalen Stresses bei der Arbeit beleuchtet werden.
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