Im Mai 2024 befasste sich der Gewerkschaftstag der Hamburger GEW mit der Arbeitszeit-Erfassung von Lehrkräften. Im Mittelpunkt standen die Kritik an der Lehrkräftearbeits-Verordnung (LAZVO) sowie die Frage, welche nächsten Schritte sich daraus ergeben sollten. Dazu sprach das Projektteam der Arbeitszeitstudie mit Yvonne Heimbüchel, der 1. stellvertretenden GEW-Vorsitzenden:
Was kritisiert die GEW an der bestehenden Lehrkräftearbeitzeit-Verordnung?
Die aktuell geltende LAZVO ist kein nachhaltiges Modell. Sie sie nicht hinreichend an die Gegebenheiten und Herausforderungen des Schulbetriebs angepasst. Auch bietet sie kein messbares Modell, denn sie verliert sich in einer minutiösen Betrachtung der Faktorisierung. Letztlich respektiert sie auch nicht das Prinzip der Gesunderhaltung, denn sie setzt für jede/n Beschäftigte/n eine Auskömmlichkeit voraus, basiert also letztlich auf Selbstausbeutung.
Was versteht die GEW unter einem nachhaltigen, messbaren und gesunderhaltenden Lehrkräftearbeitszeitmodell?
Durch zusätzliche und neue Aufgaben im Schulbetrieb wie größere Lerngruppen, hohe Fortbildungsanforderungen, gestiegene Kommunikationsanforderungen, mehr Bürokratie und Verpflichtung zur Dokumentation hat sich der Arbeitsstress für die Lehrkräfte deutlich erhöht. Wir brauchen eine reformierte Arbeitszeitverordnung, die in der Lage ist, dies abzubilden und den zeitlichen Anforderungen in den einzelnen Schulformen, in den jeweiligen Fächern und in den verschiedenen Professionen gerecht zu werden.
Die Ergebnisse der Hamburger Arbeitszeit- und Belastungsstudie werden 2025 veröffentlicht. Welche weiteren Arbeitszeit-Überschreitungen sind schon jetzt bei Lehrkräften bekannt?
Viele Kolleg*innen berichten, was auch Studien belegen: Die Höchstarbeitszeiten von durchschnittlich 48 Stunden im Siebentageszeitraum werden häufig überschritten, Ruhezeiten von 11 Stunden im 24-Stunden-Zeitraum werden längst nicht immer eingehalten. Diese und andere Belastungsfaktoren müssen abgebaut werden, um die Attraktivität des Berufs und gesunderhaltenden Arbeitsbedingungen zu gewährleisten.
Vielen Dank für das Gespräch!
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) unterstützt eine Arbeitszeit- und Belastungsstudie der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Universität Göttingen, um die tatsächliche Belastung der Hamburger Lehrkräfte zu dokumentieren. Erfasst werden das Verhältnis von SOLL-Arbeitszeit zur IST-Arbeitszeit sowie die faktischen Einflussfaktoren für die Belastung der Lehrkräfte aus den Gymnasien und Stadtteilschulen. Die Studie läuft im 2. Schulhalbjahr, vom 05.Februar bis Ende der Sommerferien. Die GEW unterstützt diese Studie maßgeblich.
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