Fragwürdiger Rekord mit Schattenseiten bei den Arbeitsbedingungen

08. August 2013Von: PresseredaktionThema: Schule
GEW zur Personalausstattung an Schulen

Die Hamburger Schulbehörde vermeldet aktuell Rekorde: den Schulen seien im gerade begonnenen Schuljahr so viele PädagogInnen wie noch nie zugewiesen worden, es gäbe auf 11,7 SchülerInnen einen Pädagogen (2010 war das Verhältnis 12,6 zu 1).

"Beim näheren Hinsehen ist dieser Rekord gar keiner", kommentiert Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW Hamburg). Ein Großteil der hinzugekommenen Stellen ist der Einrichtung von Ganztagsschulen, die vorher Halbtagsschulen waren, zuzuschreiben. So gibt es jetzt in Hamburg 75 (Vorjahr 57) 'echte' Ganztagsschulen im Grundschulbereich, sowie 58 (Vorjahr 40) Ganztagsschulen im Stadtteilschulbereich. Dafür werden natürlich mehr Lehrkräfte und Erzieher sowie Sozialpädagogen gebraucht als für eine Halbtagsschule. Durch die zeitliche Ausweitung von Schule bedarf es zusätzlich auch mehr Lehrerstunden für Schüler mit sonderpäda-gogischem Förderbedarf am Nachmittag. Unter diesem Aspekt ist auch die Relation Schüler-Pädagoge kritisch zu hinterfragen.

"Die Zahlen der Behörde zeigen, dass die wirklich entscheidende Maßzahl, die Klassengröße, im Vergleich zum Vorjahr an Grundschulen und Stadtteilschulen sogar leicht gestiegen ist", so Bensinger-Stolze. Erkauft wird die Personalausstattung zudem mit steigender Arbeitsbelastung bei den PädagogInnen und zunehmend prekären Arbeitsverhältnissen.

"Ein Indikator für Belastungen ist der erhöhte Krankenstand, der sich auf dem aktuell hohem Niveau zu stabilisieren scheint (2004/05 - 5,1%, 2010/11 - 5,8%, 2011/12 - 5,7% ohne Ferienzeiten) und dies bei drastisch sinkendem Altersdurchnitt der Lehrerschaft ",  berichtet Bensinger-Stolze. "Die zunehmende Belastung ist auch der Hintergrund dafür, dass inzwichen mehr als 50 % der Lehrkräfte in Teilzeit arbeiten.

Nicht hinzunehmen sind außerdem zunehmende prekäre Arbeitsverhältnisse an den Schulen. Neben LehrerInnen mit befristeten Verträgen, die sich im Sommer arbeitslos melden müssen, haben wir jetzt auch die ersten Fälle von ErzieherInen an Schulen, die mit Ferienbeginn entlassen werden. Skandalöse Arbeitsverhältnisse, die nun auch im Hamburger Schulwesen Platz greifen.

Gegen diese Konzeption der  Behörde, mit prekären Beschäftigungsverhältnissen Geld einzusparen, werden wir kämpfen! Sie beeinträchtigt auch die Qualität von Schule, denn pädagogische Arbeit ist Beziehungsarbeit, die langfrisitig angelegt sein muss."