In Russland haben mehr als 5000 Lehrkräfte eine Petition gegen den Ukraine-Krieg unterzeichnet. Dafür drohen ihnen Entlassung und Verfolgung. Die GEW ruft zu Solidaritätsadressen auf.
von Carmen Ludwig, GEW-Bundes-Referentin für Internationales
In Russland braucht es viel Mut, sich gegen den Krieg in der Ukraine zu positionieren. Tausende Lehrkräfte haben es trotzdem gewagt und setzten damit ein starkes Zeichen für den Frieden. Mehr als 5000 Lehrkräfte aus allen Regionen Russlands, davon einige auch aus dem Ausland, haben eine Petition der Initiative „Lehrkräfte gegen den Krieg“ unterzeichnet. Es ist der größte Protest der Lehrkräfte in Russland seit mehr als 30 Jahren.
Die Initiative „Lehrkräfte gegen den Krieg“ musste den Petitionstext nach dem neuen Mediengesetz in Russland, das die kritische Berichterstattung über den Krieg unter Strafe stellt, mittlerweile von der Homepage nehmen.
Die GEW-Vorsitzende Maike Finnern hat sich in einem Schreiben mit den Lehrkräften in Russland solidarisiert. „Für euer mutiges Eintreten für den Frieden verdient ihr unseren Respekt, unsere Solidarität und unsere Unterstützung. Wir verurteilen die Verfolgung von Beschäftigten, Schüler*innen und Studierenden an Schulen, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen“, heißt es in dem Schreiben.
„Krieg ist eine Katastrophe“
In dem Offenen Brief russischer Lehrkräfte gegen den Krieg in der Ukraine heißt es: „Jeder Krieg bedeutet menschliche Opfer und Zerstörungen. Krieg ist eine Katastrophe. Der Krieg gegen die Ukraine, der in der Nacht vom 23. auf den 24. Februar begonnen wurde, ist nicht unser Krieg. Die Invasion auf das Territorium der Ukraine begann im Namen russischer Staatsbürger*innen, aber gegen unseren Willen. Wir sind Lehrkräfte und Gewalt widerspricht dem Wesen unseres Berufes. In der Hitze des Krieges sterben unsere Schüler*innen. Krieg führt unvermeidlich zu einer Zuspitzung der sozialen Probleme unseres Landes. Wir unterstützen die Antikriegsproteste und fordern einen sofortigen Waffenstillstand.“
Verfolgung droht
Den Unterzeichnern des Briefs und weiteren kritischen Stimmen in den Bildungseinrichtungen drohen aktuell Verfolgung und Entlassungen. Die beiden unabhängige Bildungsgewerkschaften Uchitel‘ und „Universitäre Solidarität“ in Russland setzen sich für die Belange von verfolgten Lehrkräften am Arbeitsplatz ein. In einer Stellungnahme der Hochschulgewerkschaft heißt es: „Die Universitätsleitungen üben Druck auf Hochschulmitarbeiter*innen aus, die sich offen gegen den Krieg aussprechen, und einige Kolleg*innen werden gegen ihren Willen entlassen. Auch Studierende werden unter Druck gesetzt und rechtswidrig mit Verweisen und Exmatrikulation bedroht, wenn sie sich an friedlichen Anti-Kriegs-Protesten beteiligen.“
Solidarität zeigen
Solidaritätsadressen an die Lehrkräfte in Russland sind eine Möglichkeit, ein Zeichen der Solidarität zu senden und ihnen den Rücken zu stärken. Das Schreiben der GEW kann als Musterschreiben verwendet werden – etwa auch von GEW-Gliederungen, die sich mit den Lehrkräften solidarisieren wollen. Sie können an diese Adresse versendet werden: teachershelpnow(at)gmail(dot)com