Gut 70 Kolleginnen und Kollegen beteiligten sich trotz Eiseskälte an der von GEW und ver.di mitorgansierten Aktion, dem Senator für seine Aussagen zum Pädagogisch-therapeutischen Fachpersonal (PTF) eine symbolische Weihnachtsrute zu übergeben.
Bereits am Vormittag hatte eine kleine Delegation von Beschäftigten der BSB eine Rute mit den für die Berufsgruppen typischen Problemlagen übergeben. Am Nachmittag fand dann um 17.00 eine Kundgebung statt, auf der bildreich und kreativ auf die Missstände und unsere Forderungen hingewiesen wurde. Ein Kollege hat ein selbstgeschriebenes Gedicht verlesen.
Die Beschäftigten protestieren mit dieser Aktion aufs schärfste gegen die unzulänglichen Rahmenbedingungen ihrer Arbeit und die Pläne der BSB, für die unterschiedlichen Berufe und Einsatzgebiete eine vereinheitlichte Dienstzeitregelung zu etablieren. Hier droht, dass formale Setzungen, spezifische Arbeitsinhalte und Gestaltungsrahmen dermaßen verengt werden, dass die einzelnen beruflichen Qualifikationen nicht mehr im Sinne der Zielsetzung einer erfolgreichen Förderung der Kinder und Jugendlichen zum Tragen kommen werden. Dies gipfelte zuletzt in einer Aussage des Senators, die KollegInnen so zu verplanen, dass die KollegInnen „zu 80 % am Kind arbeiten sollen, weil sie nicht mit Lehrkräften zu vergleichen sind“.
Im Folgenden findet sich der Text, der an die Behörde überreicht wurde. Das Gedicht findet sich darunter.
"Lieber Herr Rabe,
wir ErzieherInnen, SozialpädagogInnen, Ergo- und PhysiotherapeutInnen, HeilerziehungspflegerInnen, sozialpädagogische AssistentInnen Ihrer Hamburger Schulen, halten zwar grundsätzlich nichts von „schwarzer Pädagogik“. Leider müssen wir in diesem Jahr in Ihrem Fall eine Ausnahme machen.
Wir arbeiten engagiert zum Wohl der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen in den unterschiedlichen Aufgabenbereichen. Die Arbeitsbedingungen vor Ort sind dabei aber nicht immer so, dass wir unsere Fähigkeiten und Fertigkeiten entsprechend unserer Profession auch umsetzen können. Viele Steine werden uns dabei in den Weg gelegt.
Wir haben bisher nicht den Eindruck, dass Sie sich für unsere Arbeitsbedingungen und Probleme interessieren. Dass Sie nicht wissen wie wir arbeiten und was wir tun. Nur so können wir es uns erklären, dass Sie eine Dienstzeitregelung auf den Weg bringen wollen, die die Unterschiedlichkeit unserer Berufsgruppen verkennt und uns kränken mit Ihrer Aussage, dass wir zu 80% am Kind arbeiten sollen, weil wir nicht mit Lehrkräften zu vergleichen seien.
Auch die Arbeit einer Ergotherapeutin an einer speziellen Sonderschule ist anders als die einer Sozialpädagogin an einer Stadtteilschule oder die Arbeit eines Erziehers an einer Grundschule. Allen gemeinsam ist, dass wir in einer multiprofessionellen Schule mitarbeiten am Schulerfolg der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen – je nach ihren jeweiligen individuellen Möglichkeiten.
In diesem Jahr übergeben wir Ihnen daher zum Jahresende diese Rute. Sie ist beschriftet mit den Problemen, die viele Kolleginnen und Kollegen tagtäglich an Ihrer Schule haben.
Wir laden Sie gern ein, sich im neuen Jahr vor Ort an unseren Arbeitsplätzen in den Schulen ein Bild von unserer Arbeit zu machen. Vielleicht können wir Ihnen dann zu Weihnachten 2017 Geschenke statt einer Rute übergeben.
Eine besinnliche Weihnachtszeit wünschen Ihnen Ihre
ErzieherInnen, SozialpädagogInnen, Ergo- und PhysiotherapeutInnen, HeilerziehungspflegerInnen und sozialpädagogische AssistentInnen"
Ein kleines Gedicht von Reinhard Reschka: PTF – und die da Oben
PTF, sind Pädagogen zweiter Klasse und Verfügungsmasse.
Sie sind ein Garant fürs Schulsystem, drum kann es mit der Inklusion weiter gehen.
Sie dürfen alles tun, sich nur nicht ausruhen.
Kreativ und gefügig sollen Sie sein, und ohne Aufbegehren das wäre fein.
Fremd bestimmt und in voller Fahrt, soll das PTF seinen Dienst erfüllen und das ist oft hart.
Von Oben gibt es dann ein Lobgesang auf die Vielfalt dieser Pädagogen ,
und einen Blumenstrauß voller warme Worte, doch haben wir uns da nicht selbst belogen?
Diese süßen Worte kosten nicht, denn liebe Worte fallen hier nicht ins Gewicht.
Den Schein wollen die da Oben wahren und sich an das Unrecht weiter laben.
Die Schuld an dem System haben wir nicht, denn wir gucken nur nach Zahlen und die die Lügen nicht.
Das hinter dem PTF auch motivierte Menschen stehen, die über Ihre Grenzen gehen - dass zeigen die Ziffern nicht.
Fortbildungen die uns persönlich weiter bringen, Supervision die dem PTF freudig in den Ohren klingen
Mitarbeiter auf Augenhöhe, eine Fachaufsicht für die Schulen, die uns mit Würde bedacht,
freisetzt von der Schulleitungs- Macht, wer hätte so viel Dreistigkeit vom PTF gedacht, diese Forderung wird von Oben ausgelacht.
Nein nein das darf nicht sein, das passt nicht in unser Konzept hinein.
Hegen und Pflegen das einfache Personal ? Dann lieber noch ein paar warme Worte, egal.
Sonst müssen wir uns ja bewegen, der Etat bleibt dann nicht mehr klein, das muß nicht sein.
PTF, der Füllstoff der die Wärme in die Schule bringt – gequetscht, erdrückt
und mit viel Verantwortung zerdrückt.
Das ist fein, so freuen sich die da Oben, so muß es sein.
So schmeckt Inklusion wie ein süßer Tropfen Wein, darum halten wir Sie klein.
Den Verantwortungsträgern den sei gesagt:
Ist das Eure Art von Führung, seit Ihr nur deshalb angetreten, die Vielfalt erst zu proklamieren und sogleich die Tristes zu chauffieren.
Ihr lab Euch am Schulbuffet und ladet alle dazu ein, doch bezahlen das wollt Ihr nicht, das sollen die da unten ganz allein.
Dass bringt keine Früchte, sondern nur Verdruss und das hat einen elendigen „bitteren“ Schluß.
Verantwortung das sieht wahrlich anders aus, nun macht was draus.
Anhang | Größe |
---|---|
ptf_gedicht.pdf | 34.2 KB |