Unter dem Motto „Leben in Deutschland“ fand am 13. April 2016 der erste Poetry Slam im Bildungsgang Ausbildungsvorbereitung für Migranten (AvM-Dual) an der Staatlichen Gewerbeschule Stahl- und Maschinenbau (G1) statt. 17 Schülerinnen und Schüler aus VJM- und AvM-Dual-Klassen der Staatlichen Gewerbeschule Stahl- und Maschinenbau sowie 7 Schülerinnen und Schüler der Beruflichen Schule für Wirtschaft Hamburg-Eimsbüttel präsentierten ihre selbst geschriebenen Texte vor einem interessierten Publikum.
Eine Vielfalt der verschiedensten Sprachen erfüllt die Schulaula der Gewerbeschule 1 an diesem Mittwoch kurz vor elf Uhr. Gespannt warten die Gäste aus Klassen der Fachschule für Technik, Berufsqualifizierung für Metallberufe, Berufsschule, weiteren AvM-Klassen und der Schulleitung auf den Beginn des Poetry Slams.
Poetry in Fremdsprache
Dieser Slam ist ganz besonders. Für die Jugendlichen ist es ein Poetry Slam in einer Fremdsprache. Für viele der jungen Menschen aus den Ländern Syrien, Iran, Irak, Afghanistan, Indien, Eritrea, Libanon, Somalia und der Slowakei ist es der erste Bühnenauftritt in der neu gelernten Sprache Deutsch – der Sprache, die in unseren Schulen alle Nationen zusammenführt.
24 Schülerinnen und Schüler tragen nacheinander ihre selbstverfassten Texte vor – Rondells, Gedichte, Geschichten, Rapsongs. Mal laut, mal leise, autobiographisch oder kritisch reflektierend, humorvoll oder melancholisch schildern sie ihre persönlichen Gedanken, Assoziationen, Erlebnisse, Erfahrungen und Eindrücke über das Leben in Deutschland. Jeder Auftritt beginnt und endet mit einem tosenden Applaus. Wir spüren es alle: Eine ganz besondere Stimmung liegt im Raum – mitreißend, emotional, herzbewegend! Eine achtköpfige Publikumsjury bestehend aus Schülerinnen und Schülern verschiedenster Herkunftsländer ist zum Mitwerten eingeladen und bewertet jede Performance im Anschluss an den Auftritt mit Punkten.
Und dann ist es so weit. Für die Siegerehrung werden die Punkte aller Teilnehmenden zusammengerechnet. Ein Schüler aus Afghanistan singt in diesem Moment Lieder in seinen Sprachen. Ausgelassen, begeistert und voller Gefühl singen die jungen Menschen, 16- bis 18-Jährige aus vielen Ländern lautstark mit. Als er das letzte Lied anstimmt, ein Liebeslied in Hindi, steht eine Schülerin spontan auf und beide singen im Duett. Welch unvergesslicher Moment! Zu sehen und zu spüren, wie diese Jugendlichen, die wir Lehrende täglich dabei begleiten Deutsch zu lernen, nun auf der Bühne stehen und den Mut finden, die neu gelernte Sprache auch vor großem Publikum erfolgreich einsetzen. Wie sie ihre eigene Kultur mit einbringen und nicht vergessen, woher sie kommen und was sie bereits können – das beglückt.
Angekommen? Ja!
Das Endergebnis steht fest. Die Siegerinnen und Sieger werden gekürt. Alle Teilnehmenden erhalten eine Urkunde. Der Erstplatzierte bekommt neben seiner Siegermedaille eine vom Bildungssenator Ties Rabe signierte Hamburgflagge. Alle teilnehmenden Jugendlichen haben sich an diesem Vormittag mutig in diesen bisher einzigartigen Wettbewerb begeben und sich dem unmittelbaren Feedback der Zuhörenden gestellt. Und wenn mich jemand fragte: „Sind diese Jugendlichen in Hamburg angekommen?“, so antwortete ich nach diesem Slam voller Überzeugung: „Ja!“.
Susanne Jacobs Staatliche Gewerbeschule Stahl- und Maschinenbau (G1)
Foto: Dieter Schütz / www.pixelio.de