Die Veranstaltung am 15. Februar fand mit rund 30 Teilnehmenden aus den Bereichen allgemeinbildende und berufliche Schulen und Interessierten aus Vereinen und Verbänden eine gute Resonanz. Die Vorsitzende des GEW Landesverbandes, Anja Bensinger-Stolze, hob in ihrem Grußwort hervor, dass die GEW sich schon seit vielen Jahren für die „Vielfalt der Lebensentwürfe als gesellschaftliches Leitbild“ einsetze und der Aktionsplan angesichts rechter bzw. rechtsextremer Hasskampagnen überfällig sei. Noch immer erlebten bspw. lesbische und schwule Lehrkräfte ihr Arbeitsumfeld als so diskriminierend, dass sie kein Coming Out wagten.
Dorothee Bramlage, Mitarbeiterin der Stabsstelle Gleichstellung und geschlechtliche Vielfalt, führte aus, dass es sich um ein Querschnittsthema handle, das alle gesellschaftlichen Bereiche betrifft und die Umsetzung des Plans daher eine gemeinsame Aufgabe aller gesellschaftlichen und staatlichen Kräfte ist. Beate Proll vom LI, Abteilungsleiterin für Beratung, verwies auf unterschiedliche Erfahrungen: So gebe es bspw. Grundschullehrkräfte, denen das Akronym „LGBTIQ*“ (Lesbians-Gays-Bisexuals-Transgenders-Intersexuals-Queers und weitere Identitäten) gar nicht mehr erklärt werden müsse; noch zu wenig im Bewusstsein sei allerdings die Tatsache, dass der Hintergrund LGBTIQ* häufig Anlass für Mobbing ist. Im nachfolgenden Vortrag von Dr. Bettina Kleiner von der Universität Hamburg wurden u. a. folgende Aspekte betont: Zum einen gebe es noch viel zu wenig Wissen über die Erfahrungen von LGBTIQ*-Jugendliche, zum anderen bestehe die Gefahr, dass diese Jugendlichen in und durch sozialpädagogische Maßnahmen besondert und klientelisiert werde. Der abschließende Vortrag von Anne Feldmann und Momme Peters vom Aufklärungsprojekt soorum des Magnus-Hirschfeld-Centrums zeigte anhand von Nutzungsstatistiken die hohe Nachfrage nach diesem Angebot auf, das sich an Schüler_innen ab Klasse 9 richtet. Der Bedarf könne jedoch nur durch den Einsatz von rund 40 ehrenamtlichen Teamer_innen bewältigt werden.
Im Anschluss an die Vorträge erfolgte eine lebhafte Diskussion, in der u. a. die Verstetigung und bessere finanzielle Ausstattung des Aufklärungsprojekts soorum, mehr Fortbildungen für Lehrkräfte und eine breitere Veröffentlichung von best-practice-Beispielen angemahnt wurden. Auch das Thema „Professionalisierung“ wurde angesprochen: Es könne nicht sein, dass die dringend notwendige Information und Beratung überwiegend durch ehrenamtlich Tätige und durch über das eigentliche Arbeitssoll hinausgehende Engagement von Pädagog_innen abgedeckt werden. Außerdem wurde die zügige Verankerung der Thematik im Curriculum der sozialpädagogische Fachschulen gefordert. Hierzu regte die Moderatorin Barbara Scholand an, regelmäßig bei den Fachbehörden nachzufragen, wie es um den Stand der Umsetzung der geplanten Maßnahmen stehe.
Foto: Joachim Geffers