Heute fand ein erster ganztägiger Warnstreik im Rahmen der Tarifauseinandersetzungen statt. Die Beschäftigten bildeten um 10 Uhr eine Menschenkette um die Binnenalster. Im Anschluss demonstrierten mehrere hundert Streikende zum Curiohaus der GEW. Die Forderungen der Gewerkschaften liegen auf dem Tisch. Die Arbeitgeber bewegen sich jedoch nicht.
„Landauf, landab lässt sich die Stimmung unter den GEW-Mitgliedern so zusammenfassen: ‚Erst wurden wir beklatscht, jetzt wollen die Arbeitgeber uns eine Klatsche verpassen‘. Denn die haben schon vor Verhandlungsbeginn angekündigt, dass sie eine Nullrunde, bestenfalls mit Inflationsausgleich, anstreben – und zwar für mehrere Jahre! Die Empörung ist groß und damit auch die Entschlossenheit, für eine Gehaltssteigerung zu kämpfen, in der sich die öffentliche Anerkennung für die gute Arbeit der Beschäftigten im Entgelt widerspiegelt. Deshalb steht die Entgeltforderung in dieser Tarifrunde noch deutlicher im Zentrum der Auseinandersetzung als in ‚normalen‘ Runden“, so Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der GEW Hamburg.
Info:
Die Gewerkschaften verhandeln seit dem 1. September 2020 mit dem Bund und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) über eine Gehaltserhöhung für die Tarifbeschäftigten im Geltungsbereich des TVöD. Bisher haben die Arbeitgeber kein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt. Die GEW fordert in der Tarifrunde 2020 für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes (TVöD) eine lineare Entgelterhöhung von 4,8 Prozent, mindestens aber 150 Euro, bei einer Laufzeit der Entgelttabellen von 12 Monaten.
Die dritte Verhandlungsrunde ist für den 22./23. Oktober in Potsdam geplant.
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Rede zum Warnstreik am 28.9.2020 von Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der GEW Hamburg:
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
selbst nach der zweiten Verhandlungsrunde haben die Arbeitgeber immer noch kein Angebot vorgelegt. Das ist ein Skandal!
Die Gewerkschaften im öffentlichen Dienst fordern 4,8 Prozent, mindestens aber 150 Euro. Das ist nicht unverschämt, das ist maßvoll und vernünftig! Wäre Corona nicht, so würden wir mit Sicherheit über andere Zahlen sprechen. Gerade der öffentliche Dienst - Ihr in Euren Kitas oder Ganztagsbetrieben an den Schulen - habt in den letzten Monaten dafür gesorgt und sorgt weiterhin dafür, dass der Laden läuft. Da muss mehr drin sein als Klatschen: 4,8 %, aber mindestens 150 Euro!
Am TVöD hängt direkt oder indirekt fast jeder zehnte Beschäftigte. Der öffentliche Dienst hat also auch eine gesamtwirtschaftliche Verantwortung. Mit 4,8 Prozent wäre der öffentliche Dienst ein Motor der konjunkturellen Erholung. Denn nur wenn Ihr genug Geld im Portemonnaie habt, könnt Ihr es auch ausgeben.
In der Krise zu sparen wäre der falsche Weg, da sind sich alle Ökonomen einig. Und der Staat kann anders als private Unternehmen zum Nulltarif Schulden aufnehmen. Das ist kein Leichtsinn. Im Gegenteil! Das ist in dieser Lage gut investiertes Geld, von dem auch künftige Generationen profitieren. Deshalb darf es nicht beim Klatschen für Eure Arbeit bleiben: 4,8%, aber mindestens 150 Euro!
Eine spürbare Lohnerhöhung ist ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber euch, gegenüber allen Kolleginnen und Kollegen, die in diesem Jahr noch einmal auf besondere Weise gezeigt haben, dass sie vollen Einsatz zeigen, wenn es zählt. Der gesamte öffentliche Dienst hat dafür Anerkennung verdient. Und Anerkennung ist mehr als klatschen, Anerkennung muss sich auch in der Bezahlung niederschlagen. 4,8%, aber mindestens 150 Euro!
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Arbeitgeber haben immer noch kein Angebot vorgelegt! Sie setzen darauf, dass die Gewerkschaften es unter Pandemiebedingungen schwer haben zu streiken. Sie wollen dies ausnutzen und uns leer ausgehen lassen. Das werden wir aber nicht mit uns machen lassen! Zeigt heute alle, dass man auch unter Pandemiebedingungen streiken kann. Mit Abstand, mit Mund- und Nasenschutz und mit allen anderen Hygieneregeln, die es einzuhalten gilt! Wir fordern 4,8%, aber mindestens 150 Euro!
Fotos: GEW Hamburg / Andreas Hamm
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