von Lucie Kuhse
Theaterwissenschaftlerin, Professorin an der Hebrew University of Jerusalem für politische Kultur und Kunstmanagement, Publizistin: das ist Diti Ronen. Sie hat viele „Berufungen“, aber jene, die sie am Leben hält, ist die einer Dichterin. Das Schreiben von Poesie „lässt [sie] überleben“. Eine Kombination aus emotionaler und intellektueller Reaktion auf die Realität sei die Poesie, die sie überkomme und der sie nicht widerstehen könne.
Diti Ronen war im Mai nicht das erste Mal in Deutschland, aber es war eine Premiere, einige ihrer Gedichte auf Deutsch zu lesen und zu hören. Die in Tel Aviv geborene Israelin schreibt auf Hebräisch und Englisch. Ihre Poesie wurde bereits mit internationalen Preisen ausgezeichnet; seit Jahren liest sie regelmäßig weltweit auf diversen Kulturveranstaltungen und Festivals. Nach Hamburg brachte sie ein ganz besonderes Gedicht mit: „Kleines Drossel“ erschien im November 2016 in Sinn und Form. Im Rahmen des „GEW Salon“ im Mai hatten GEW-Mitglieder und andere Interessierte die Gelegenheit, zu einer persönlichen Begegnung mit der Dichterin. Die Themen ihrer Gedichte sind weit gestreut, berühren aber immer ihr eigenes Leben und bringen ganz persönliche Aspekte zur Sprache. „Kleines Drossel“ greift einen Moment im Leben ihrer Mutter auf, einen Moment in Ausschwitz-Birkenau. Das ungewöhnliche Gedicht zog die Zuhörer_innen mit seiner Intensität in diesen Moment hinein. Ein ungewöhnliches Ereignis im Lager, das die Atmosphäre dort in all seiner Abnormität exemplarisch einfängt. „Kleines Drossel“ erzählt von einem Bündnis zwischen fünf jungen Frauen, das der Mutter der Dichterin half, den Horror zu überleben.
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Der vollständige Artikel findet sich in der aktuellen hlz (7-8/2017).
Foto: Lucie Kuhse