Veranstaltungshinweis: „Niemand redet mehr von Berufsverboten – wir schon!“ am Freitag, 3. November 2017, 16 – 21 Uhr Curiohaus. Weitere Infos hier.
hlz: Alexandra, du gehörst ja nun nicht zu der Generation der Betroffenen. Was hat dich denn dazu bewogen, dich so intensiv mit diesem Thema zu beschäftigen?
Alexandra Jaeger: Das kam eigentlich aus dem Interesse für die Entwicklung nach ’68: Was hat sich gesellschaftlich verändert? Welche Reformen aber auch Konflikte gab es? So bin ich auf den Radikalenbeschluss gestoßen und habe mich gefragt: Wieso haben die Ministerpräsidenten und der Bundeskanzler 1972 diesen Beschluss gefasst? Welche Motive steckten dahinter? Eines meiner zentralen Ergebnisse ist, dass der Radikalenbeschluss eine staatliche Antwort auf die Linksentwicklung nach 1968 war. Der Einfluss kommunistischer Organisationen im Bildungsbereich sollte eingeschränkt werden. Der Radikalenbeschluss war eines der großen politischen Themen der 70er Jahre und eignet sich deshalb sehr gut, um gesellschaftliche und politische Entwicklungen in diesem Jahrzehnt zu untersuchen.
hlz: Nun hat ja nicht nur der Staat reagiert, sondern die Gewerkschaften haben ebenso diese unrühmliche Rolle mit ihren Unvereinbarkeitsbeschlüssen gespielt.
Alexandra Jaeger: Ja, die Gewerkschaften, würde ich sagen, haben eine ambivalente Rolle gespielt. Ich habe in meiner Arbeit auch Protokolle des DGB in Hamburg und Unterlagen der GEW eingesehen. Ich denke, einerseits hat die GEW die Lage der Betroffenen gestärkt, nämlich indem es schon von 1971 an in Hamburg für die Mitglieder eine Zusicherung auf Rechtsschutz gab. Zudem setzte die GEW beim Hamburger Senat durch, dass diejenigen, die schon im Dienst beschäftigt waren, erst entlassen werden durften, wenn es ein rechtsgültiges Urteil gab. Und diese Verfahren zogen sich teilweise über Jahre hin. Auf der anderen Seite gab es aber auch die von dir genannten Unvereinbarkeitsbeschlüsse in den Gewerkschaften. Gewerkschaftsausschlüsse konnten wiederum staatliche Institutionen in ihrem Handeln bestärken.
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Das vollständige Interview findet sich in der hlz 9-10/2017.
Foto: Archiv des Hamburger Instituts für Sozialforschung