Der Senat entzieht der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“ die Finanzierung und besiegelt damit ihr Ende. Die von der Forschungsstelle im November 2024 ausgerichtete Tagung „1884 – 2014 – 2024: Bismarck, Hamburg und die Zukunft des kolonialen Erbes“ wurde so zur Abschlusstagung, der folgende Vortrag des Forschungsstellenleiters Jürgen Zimmerer zum Abschiedsvortrag:
Sisyphus war bekanntlich dazu verdammt, einen Felsen bergauf zu wälzen, der immer kurz vor der Kuppe zurückrollte, woraufhin er von neuem begann. Dass Sisyphus für den postkolonialen Wissenschaftler, für die dekoloniale Aktivistin steht, dieser Eindruck drängt sich auf, wenn man die Geschichte der Aufarbeitung des kolonialen Erbes über die letzten 100 Jahre betrachtet, von Hans Paasche in der Weimarer Republik über Ralph Giordano, Fritz Fischer, Helmut Bley und Immanuel Geiss, um drei Hamburger zu nennen, oder Horst Drechsler, stellvertretend für Geschichtswissenschaftler aus der DDR. Immer wurde die Brutalität und der systematische Rassismus des kolonialen Systems eindrücklich beschrieben, und immer verschwand diese Erkenntnis aus dem öffentlichen Bewusstsein.
Oder nehmen wir den Sturz des Wissmann-Denkmals 1968, nur wenige Meter vom Von-Melle-Park: ein Sinnbild der Dekolonisierung der Wissenschaft. Wurde deshalb aus der Universität Hamburg, 1919 hervorgegangen aus dem Deutschen Kolonialinstitut, eine dekolonisierte Institution? Wohl kaum. Immer wieder kam es zu Rückschritten, zu Pushbacks. Und auch jetzt stehen wir wieder vor so einem Pushback, nach Jahren des steigenden Interesses und erster Erfolge. Und so ist diese Tagung nicht die erhoffte Zwischenbilanz der Arbeit der Forschungsstelle, sondern ihre Abschlusstagung geworden.
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Jürgen Zimmerer, Professor für Globalgeschichte mit Schwerpunkt Afrika an der Universität Hamburg und Leiter der Forschungsstelle Hamburgs (post-)koloniales Erbe
Der vollständige Artikel findet sich in der hlz 1-2/2025, S. 67 ff.
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Foto: Jamil Jalla