Der jüdische Mai ’68

Dr. Sebastian Voigt
Datum, Zeit: 
Donnerstag, 27. September 2018 - 19:00 bis 21:00

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums sind die Ereignisse des Jahres 1968 medial wieder präsent. Von rechtskonservativer Seite werden die früheren Aktivisten immer wieder für die heutige Situation verantwortlich gemacht. So sprach der AfD-Parteivorsitzende Jörg Meuthen vom „versifften links-grünen 68er-Deutschland“, das es zu ändern gelte. Derartige Angriffe richteten sich häufig direkt gegen ehemalige Protagonisten der 68er-Bewegung.

Das ist kein neues Phänomen: Die konservative Kritik an dem in Deutschland wie in Frankreich aktiven Daniel Cohn-Bendit wies nicht selten antisemitische Untertöne auf. Bereits 50 Jahre zuvor war das Gesicht der französischen Studentenbewegung antisemitisch angefeindet worden.

Im Vortrag soll am Beispiel des Lebenswegs von Cohn-Bendit eine andere Perspektive auf die 68er-Bewegung geworfen werden, die als „Der jüdische Mai `68“ gefasst werden kann.

Dabei geht es um die Herkunft vieler Protagonisten, aber auch um die Bedeutung Frankreichs für die gesamteuropäische wie jüdische Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Blick zurück auf die Elterngeneration führt in die Lebenswelten der als Immigranten und Flüchtlinge aus Deutschland, Polen und dem Habsburgerreich kommenden Juden. Kommunismus, Zionismus und antifaschistisches Engagement bilden die Folie, vor der die Ereignisse des Mai '68 in neuem Licht erscheinen.

Dr. Sebastian Voigt ist Autor des Buches: „Der jüdische Mai ’68" Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte, München, Fellow am Institut für Soziale Bewegungen, Bochum, und Lehrbeauftrager an der Ruhr-Universität Bochum.