Die französische Regisseurin und Produzentin Léa Todorov (geb. 1982) will mit ihrem ersten Spielfilm den Blick auf einen Wendepunkt im Leben Maria Montessoris (1870 - 1952) richten: die Zeit des Abschieds von ihrem 1898 unehelich geborenen Sohn und ihr beginnendes Engagement für Frauenrechte.
Sie beschreibt Maria Montessori als eine der akademisch gebildeten und unabhängigen Frauen, die um 1900 in Frankreich als „les nouvelles femmes“ bezeichnet wurden. Im Kontrast dazu steht ein anderes Modell einflussreicher Frauen dieser Zeit: das der Amüsierdame (Prostituierte) mit Kontakten in die höchsten Kreise der Oberschicht. Im Film verkörpert durch die angesehene Französin Lili d'Alengy, die durch ihre Liaison mit einem italienischen Prinzen nach Rom kommt. Auf der Suche nach medizinischer Hilfe für ihre behinderte Tochter begegnet sie Maria Montessori. Zwischen den beiden ungleichen Frauen entwickelt sich eine außergewöhnliche Beziehung: ein Netzwerk weiblicher Solidarität entsteht.
Der Film gibt unerwartete Einblicke in das Leben einer unabhängigen, berühmten Frau, Ärztin, Reformerin, Feministin und Mutter: voller neuer Erfahrungen und Erkenntnisse, aber auch voller Widersprüche und Irrtümer. 1896 vertrat Maria Montessori Italien auf dem „Internationalen Kongress für Frauenbestrebungen“ in Berlin.
In Deutschland werden weitere Forschungsergebnisse zur Person Maria Montessori und ihrer Rolle im faschistischen Italien sowie zu ihrem anthropologisch-biologischen Forschungsverständnis veröffentlicht, das im Rückblick wie selbstverständlich als eugenischer Ansatz eingeordnet wird. Beides wird heftig problematisiert und ist Anlass, die Montessori-Pädagogik insgesamt in Frage zu stellen.
Am Sonntag, 24. November um 11 Uhr bietet die GEW Hamburg eine Diskussion über den Film an.
Das Gespräch leitet Annette Nordhoff, freie Moderatorin und Referentin aus Hamburg.
Informationen zum Film unter: https://www.neuevisionen.de/de/filme/maria-montessori-144
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