GEW Newsletter August 2012

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Liebe KollegInnen,

hier der aktuelle Newsletter der GEW Hamburg. Wir wünschen interessante Lektüre.

Liebe Kollegin, lieber Kollege,

nach der Sommerpause geht es nun mit Schwung in die  zweite Jahreshälfte. Die Arbeit an den Kitas, Schulen, Hochschulen und in der Weiterbildung steht vor großen Herausforderungen und ist starkem Druck ausgesetzt. Die Hochschulen sind unterfinanziert und müssen die steigenden Studierendenzahlen unter schwierigen Bedingungen bewältigen. Es wird in den nächsten acht Jahren von der Bürgerschaft weniger Geld für die Arbeit an den Hochschulen zur Verfügung gestellt, ordentliche Lehrbedingungen, geschweige denn Exzellenz sind so nicht erreichbar.

Die Kitas und Schulen müssen die Umwandlung der Grundschulen hin zur Ganztägigen Bildung und Betreuung bewerkstelligen. Neben Umstellungsschwierigkeiten durch das neue System, Standortveränderungen und räumliche Engpässe ist vor allem die pädagogische Zusammenarbeit zwischen der Schule und den Horten eine große Herausforderung. Für die Umsetzung der Inklusion an Hamburgs Grund- und Stadtteilschulen gilt das gleiche. All das findet unter Rahmenbedingungen statt, die von unzureichender Ausstattung mit finanziellen Mitteln geprägt sind. Entgegen der großspurigen Erfolgsmeldungen über gesicherte Hochschulfinanzen, bestausgestattete Inklusion im bundesdeutschen Vergleich und dem größten Schulbauprogramm aller Zeiten sieht die Wirklichkeit – leider – anders aus. Im letzten Jahr sind, wie durch eine kleine Anfrage der CDU-Fraktion herauskam – nicht einmal die geplanten Mittel im Schulbau abgerufen worden. Schulbau Hamburg hat eine desaströse Bilanz, so dass Ties Rabe jetzt die Führung auswechseln musste. Die Schulen setzen die Inklusion um, ohne das entsprechende Personal dafür zu haben – geschweige denn die nötige Doppelbesetzung für die sonderpädagogische Förderung. Bei den Stadtteilschulen kommt erschwerend hinzu, dass die - wie erwartet - explodierenden Zahlen von GymnasiastInnen, die nach Klasse 6 aus den Gymnasien abgeschult werden, die Klassenfrequenzen in den 7. Klassen massiv erhöhen.

1.400 neue Lehrkräfte sollen in diesem Schuljahr an die Schulen kommen, die meisten ersetzen ausscheidende KollegInnen. Die  Referendarsausbildung wird verschlechtert und der Druck auf die ReferendarInnen weiter erhöht, weil sie noch mehr eigenverantwortlichen Unterricht machen müssen. Das ist nicht mit der Ausbildungsqualität zu erklären, sondern spart nur Geld für Lehrerstellen. Die Schulen sollen Lehrerstellen für pädagogisches und nichtpädagogisches Hilfspersonal umwidmen – auch das spart Geld. Die Schuldenbremse ist der Grund dafür, dass alle  Bildungsbereiche unterfinanziert werden. Der Haushalt 2013/14, der im Herbst beraten und beschlossen wird, sieht weitere reale Etatkürzungen vor. Das alles wäre nicht nötig, wenn die staatlichen Einnahmen nicht so stark durch  Steuersenkungen in den letzten Jahrzehnten heruntergefahren worden wären. Um das zu ändern und Einfluss auf die Parteien vor der Bundestagswahl im September 2013 zu nehmen, hat sich ein breites Bündnis aus Gewerkschaften und anderen Nichtregierungsorganisationen unter dem Namen „umfairteilen“ gebildet, in dem auch die GEW aktiv ist (www.umfairteilen.de). Es setzt sich ein für eine  Vermögensteuer und eine einmalige Vermögensabgabe, um die notwendigen öffentlichen und sozialen Ausgaben gerecht zu finanzieren und die Verschuldung abzubauen sowie für einen konsequenten Kampf gegen Steuerflucht und Steueroasen und für eine Steuer auf Finanzmarktgeschäfte. Am 29. September wird es bundesweit dazu Aktionen geben und auch in Hamburg wird ein Schwerpunkt liegen.

Ein Beitrag der GEW für die Verbesserung unserer  Arbeitsbedingungen ist zur Zeit in den U-Bahnen in Hamburg zu sehen: Wir sagen dort der Öffentlichkeit, was die Lehrkräfte in Hamburg brauchen, um die Schülerinnen und Schüler angemessen zu bilden und was dem entgegensteht. Wir freuen uns auf ein gewerkschaftlich erfolgreiches zweites Halbjahr 2012.

Klaus Bullan, Sigrid Strauß, Fredrik Dehnerdt
(Vorsitzende der GEW Hamburg)

GEW startet Plakatkampagne in U- und S-Bahnen: Lehrkraft stark machen, Arbeitsbelastungen senken

Bis zu 1.400 neue Lehrkräfte sollen im neuen Schuljahr aufgrund hoher Pensionierungszahlen, steigenden Schülerzahlen und Mehrbedarfen aufgrund kleinerer Klassen und mehr Ganztagseinrichtungen eingestellt werden. Angesichts weiter steigender Anforderungen an die neuen ReferendarInnen durch noch mehr Unterrichtsverpflichtungen, immer noch unzureichender Ausbildungskapazitäten und weiter steigender Arbeitsbelastungen an den Schulen ist zu befürchten, dass auch Hamburg nicht genügend qualifiziertes Personal für seine Schulen bekommt. Auch deshalb startet die GEW eine Kampagne zur Verbesserung der Arbeits- und
Lernbedingungen an Hamburgs Schulen. Acht Wochen lang wird die GEW mit 220 Plakaten auf allen U-und S-Bahnlinien in Hamburg für bessere Arbeitsbedingungen für Hamburgs Schulpersonal werben.

Eine Umfrage der GEW - in der sich viele Kolleg_innen zu Wort gemeldet haben - kam zu dem Ergebnis, dass Insgesamt 53,6 Prozent der befragten Hamburger Lehrer_innen unter Zeitdruck in der Arbeit an den Schulen leiden. Besonderen Stress lösen zu wenige Pausen, ständig neue Anforderungen, zahlreiche Konferenzen und immer mehr Korrekturen aus. Hinzu kommen schwierige Schüler, eine fehlende Doppelbesetzung in den Klassen und eine aufwändige Elternarbeit. Die GEW erwartet, dass die Schulbehörde auf diese erschreckenden Ergebnisse reagiert und fordert Senator Rabe auf, Maßnahmen gegen die überbordende Arbeitsbelastung
zu ergreifen. tf

WAS DIE GEW MIT DEN PLAKATEN IN DIE STADT TRÄGT:
Lehrkräfte qualifizieren sich an Hochschulen fachwissenschaftlich und pädagogisch über viele Jahre. Wir fordern, dass sie ihre Fähigkeiten
zum Nutzen der SchülerInnen voll einbringen können, statt immer mehr durch Bürokratie, Vergleichsarbeiten und Berichte ausgebremst zu werden.
In Hamburg arbeiten viele junge Lehrkräfte, die hoch motiviert sind. Statt ihre Fähigkeiten für die SchülerInnen einsetzen zu können, gelangen sie in ein Schulsystem, das überhäuft ist von Verwalten, Testen, Messen. Das wollen wir ändern.
Lehrkräfte wollen alle Kinder individuell fördern. In großen Klassen, mit  immer mehr Unterrichtsstunden bleiben nur wenige Minuten Zeit für jedes
Kind. Das wollen wir ändern: Die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte sind die Lernbedingungen der Kinder.
Erfolgreiches Lernen braucht Zeit und Geduld. Lehrkräfte wissen das. Vollgestopfte Lehrpläne, hektischer Leistungsdruck und ständige Kontrollen
sind Gift dafür. Gute Schule braucht gute Arbeits- und Lernbedingungen, dafür setzen wir uns ein.

Vertrauensleute an der Universität Hamburg
und im Max-Planck-Institut für Meteorologie gewählt

Am 5. Juli hat die Fachgruppe Hochschule und Forschung die Vertrauensleute für die Fakultäten der Universität Hamburg sowie für das Max-Planck-Institut gewählt. Vertrauensleute sind aktive GEW-Kolleg_innen, die vor Ort für die Beschäftigten als Ansprechpartner_innen dienen.Sie werden von den GEW-Mitgliedern ihrer Fakultät, Hochschule oder Forschungseinrichtung gewählt und sind stimmberechtigte Delegierte auf dem Gewerkschaftstag, dem höchsten Gremium der GEW Hamburg. Einleitend ging Fredrik Dehnerdt, zweiter stellvertretender Vorsitzender der GEW, auf die aktuellen Aktivitäten der GEW im Bereich Hochschule und Forschung ein. Nach der anschließenden Diskussion wurde gewählt. Zu Vertrauensleuten wurden gewählt: Barbara Scholand für die Fakultät Erziehungswissenschaft, Psychologie und  Bewegungswissenschaft, Lisa Knoll, zugleich Personalrätin, für die Fakultät Wirtschafts- und  Sozialwissenschaften sowie Mathias Gröger für das Max-Planck-Institut für Meteorologie. An der Universität stehen nun in mehreren Fakultäten bzw. Einrichtungen aktive GEW-Kolleg_innen bereit, die vor Ort für die Beschäftigten als Ansprechpartnerinnen dienen. Zudem wurden Delegierte für den Hamburger Gewerkschaftstag, das höchste Gremium der GEW Hamburg gewählt. Delegierte für den Gewerkschaftstag sind: Kerrin Kemzela und Sylvia Lässig für die Fakultät Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft, Dietmar Jungnickel für die Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie Stephanie Zuber als Vertreterin. Die Wahl dieser Kolleg_innen ist auch Ausdruck der engagierten Arbeit der Fachgruppe während der letzten Jahre. Die GEW wünscht ihren neuen Vertrauensleuten und Delegierten eine gute und erfolgreiche gemeinsame Arbeit und freut sich, die neu Gewählten auf dem nächsten Gewerkschaftstag begrüßen zu dürfen.
PS: Die Fachgruppe ist per Mail erreichbar: huf@gew-hamburg.de

GEW ruft auf zum bundesweiten Aktionstag
UmFAIRteilen! - am 29. September 2012

Fehlende Kita-Plätze, geschlossene Bibliotheken, mangelhafter Nahverkehr – der öffentlichen Hand fehlt das Geld für wichtige Investitionen. Dem stehen gigantische private Vermögen entgegen. Sie müssen wieder an der Finanzierung unseres Gemeinwesens beteiligt werden - mit einer einmaligen Vermögensabgabe und einer dauerhaften Vermögensteuer. Mit einem bundesweiten Aktionstag am 29. September 2012 fordern wir dies ein - in Berlin, Köln, Frankfurt, Hamburg und weiteren Städten.
Mehr Infos http://umfairteilen.de/

Zusätzliches Stammpersonal an Schulen - GEW fordert feste Arbeitsverhältnisse und Lehrkräfte von Zusatzaufgaben zu entlasten

Die Schulbehörde hat Ende Juli in einem Schreiben an alle Schulleitungen der allgemein bildenden Schulen diese aufgefordert, zusätzliche Aufgaben an Schulen, die bislang z. T. von Honorarkräften wahrgenommen wurden, mit festen Stellen durchzuführen. Hintergrund ist die derzeit laufende Prüfung der Schulen durch die Deutsche Rentenversicherung, bei der u. a. festgestellt wurde, dass an Schulen Honorarkräfte für Aufgaben eingesetzt werden, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern vorbehalten sind. Solche Aufgaben sind pädagogische Aufgaben wie Nachmittagsbetreuung, nicht pädagogische Aufgaben wie EDV-Betreuung oder Assistenzaufgaben wie Aufsichten oder Begleitungen.
„Zweifelsohne können die Lehrkräfte von Verwaltungstätigkeiten, die in den letzten Jahren immer mehr zugenommen haben, entlastet werden – wenn dafür nicht im Gegenzug gleichzeitig die Unterrichtsverpflichtung erhöht wird “ so Klaus Bullan, Vorsitzender der GEW Hamburg: „Wir sind sehr dafür, Honorarmittel künftig für feste, tariflich abgesicherte Arbeitsverhältnisse einzusetzen. Lehrerstellen, wie im Behördenbrief angedeutet, dürfen allerdings auf keinen Fall in Stellen zweiter Klasse umgewandelt werden!“

"African Kids"  - Lutz van Dijk kommt nach Hamburg

Der niederländisch-deutsche Buchautor Lutz van Dijk und ehemalige Lehrer aus Hamburg lebt und arbeitet seit Jahren in Kapstadt. Auf seinen Lesereisen durch Europa berichtet er immer wieder von seinem Herzensprojekt HOKISA im Township Masiphumelele. Nun kommt Lutz van Dijk mit seinem aktuellen Buch, dem Foto-Erzählband «AFRICAN KIDS – Eine südafrikanische Township Tour» nach Hamburg. Das Buch gibt sehr persönlichen und differenzierten Einblick in den Township-Alltag. Sive, ein zehnjähriger HIV positiver Junge aus dem Township Masiphumelele bei Kapstadt, stellt seine Freunde und deren Geschichten vor - sehr lebendig, ohne Selbstmitleid und mit dem ihm eigenen Humor. Das Bildungs- und Förderungswerk der GEW hat die Herstellung des Buches gefördert; die GEW Hamburg unterstützt die Veranstaltung mit Lutz van Dijk und 'AFRICAN KIDS' am 3. September 2012 im Stadtteiltreff Centro Sociale, Sternstr. 2 (U-Bahn Feldstraße). Der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen finden sich unter: http://www.gew.de/African_Kids.html