Rezension: Lieber Besucher aus dem All

09. Februar 2021 Von: C.Jantzen Gruppenbeitrag

Sophie Blackall

Lieber Besucher aus dem All

Aus dem Englischen von Anna Schaub

Illustrationen: Sophie Blackall

ISBN: 978-3-314-10541-8

18,- €, 80 Seiten

NordSüd Verlag 2020

 

Einem unbekannten Besucher aus dem All erklärt ein Junge namens Quinn voller Ideenreichtum und ganz verschiedener Facetten unsere bunte Welt.  

Die gebürtige Australierin, Sophie Blackall, ist zweimalige Gewinnerin der Caldecott Medal, einer der beiden bedeutendsten Kinderbuchpreise in den USA, der an den Illustrator des besten Kinderbilderbuchs des Jahres vergeben wird. Sie lebt als Künstlerin und Illustratorin in New York und ist reiselustig auf allen Kontinenten unterwegs. „Die Idee zu diesem Buch kam mir im Himalaja, auf der Spitze eines Berges in Bhutan. Ich arbeitete für Save the Children…“ Die Phantasie und die Ideen zahlreicher Kinder dieser Welt sind in dieses Buch eingegangen. Von den vielen Kindern, die der Autorin Anregungen gegeben haben, hat Quinn ihr ganz besonders imponiert. „Was würdest Du einem Außerirdischen zu essen anbieten?“ „Kartoffelbrei.“…“Weil wir ja nicht wissen, ob sie Zähne haben.“ Ihn lässt sie in einer Einladung an ein unbekanntes Wesen im All auf einer nicht enden wollenden Papierrolle erklären und malen, was das Leben auf unserer Erde ausmacht.

Dargestellt werden Menschen unterschiedlicher Nationalität und Religionszugehörigkeit. Ihre Lebensart mit den kulturellen Unterschieden und Gewohnheiten, ihre Eigenarten einschließlich ihrer Gedanken und Gefühle, typische Tätigkeiten und ihr Miteinander auch im Rahmen von Inklusion werden erfahrbar gemacht. „Wenn wir blind sind, können wir uns Farben als Formen und Klänge vorstellen.“ Erläutert werden sogar das Fingeralphabet und die Brailleschrift. Aber auch der Hinweis auf gegenseitige Verletzung unter den Menschen wird nicht ausgelassen. Zu sehen sind auch der Himmel und das Meer, Landkarten, das Wetter, die Natur und die Tierwelt, die Möglichkeiten von Mobilität und Bildung sowie der Ablauf eines Lebenszyklus.

Der Text besteht aus einfachen kurzen Sätzen, Sprechblasen und kleinen Beschriftungen. Durchgehend zusammenhängender Text findet sich nur im Vorwort mit einer Widmung „Für alle Menschen auf dieser Welt, besonders aber für die Kinder…“ und im Nachwort mit Informationen zur Entstehung dieses Buchs „…, das uns einander näherbringen würde.“

Ganz im Vordergrund stehen die anschaulichen, inhaltsreichen Illustrationen großflächig und genau im Detail mit den umfangreichen Informationen zur Erde und des Lebens in unserer Welt. Die wunderschönen, bunten Zeichnungen mit leicht unscharfen Konturen enthalten unglaublich viele typische Einzelheiten aus der Umwelt und dem täglichen Leben. Die Verwendung gedeckter Farben vermittelt trotz der ungeheuren Vielfalt der Abbildungen Ruhe und Ausgeglichenheit. Die eindringliche Aussagekraft der Illustrationen wird aus einer Kombination von klaren Fakten und subtiler Zartheit erzeugt. Sich für die Betrachtung Zeit zu nehmen wird belohnt. Es gibt unwahrscheinlich viel zu sehen und zu entdecken.

Sophie Blackall gelingt auf einfache Weise ganz hervorragend die Beschreibung der unbedingt erhaltenswerten Vielfältigkeit und Einzigartigkeit unserer Erde sowie der Bedeutung der Menschenwürde und gegenseitigen Achtung trotz aller Verschiedenheit. Ein eindrucksvoller Appell an die Verantwortung, die wir alle dafür tragen.

Das Buch wurde im Februar 2021 von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet als Bilderbuch des Monats.

Susanne Matthaei-Wieland

Mehr Rezensionen zu Kinder- und Jugendmedien auf www.ajum.de