Seit Einführung der Inklusion im Schuljahr 2010/2011 warnt die GEW davor, dass bei weiterhin zu geringer Ausstattung die positive Haltung der Eltern, SchülerInnen und Kollegien gegenüber der Idee der Inklusion leiden wird. Es gibt immer wieder LehrerInnenkonferenzen oder Personalversammlungen, die sich mit Briefen, Appellen, Resolutionen und Überlastanzeigen insbesondere von Stadtteilschulen an den Senator und die BSB wenden und auf ihre extrem belastende Arbeitssituation hinweisen.
Ist die Aufgabe, inklusive Bildung zu realisieren, die insbesondere Grund- und noch stärker die Stadtteilschulen betrifft, noch leistbar? Was sind die größten Mängel bei der Umsetzung der Inklusion, wo sollte schnell nachgesteuert werden? Um dies herauszufinden hat die GEW Hamburg eine Online-Umfrage gestartet, in der es um die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten an Schulen geht.
Die Ergebnisse wurden auf dem Gewerkschaftstag im November vorgestellt. Die wichtigsten Ergebnisse und Erkenntnisse sind:
- über 50% der sich beteiligten Kolleg_innen sind in mehr als vier Lerngruppen eingesetzt
- bei 87% der Befragten kann das schulinterne Förderkonzept in Vertretungssituationen nicht aufrechterhalten werden
- über 70% der Befragten gaben an, dass es in ihren Schulen konkrete Ansprechpartner_innen für fachliche Unterstützung gibt, aber nur in 38% aller Fälle genügend Arbeitszeit für Beratung, Teamarbeit und fachliche Unterstützung zur Verfügung stehen
- nur 3 % der Befragten fühlen sich auf die Arbeit in der Inklusion durch die BSB gut vorbereitet.
- nur 21% der Kolleg_innen bewerten die Umsetzung der Inklusion in den Schulen als durchgängig positiv
So ist es nicht verwunderlich, dass als zentrale Belastungsfaktoren, neben SuS mit herausforderndem Verhalten, die mangelnde konzeptionelle Steuerung der BSB, zu viel Verwaltungs- und Diagnostikarbeit und ein fehlendes flächendeckendes Vertretungskonzept, erlebt werden.
Auf die Frage nach zeitlichen Entlastungen antworten die Befragten mehrheitlich dass die Lehrerarbeitszeitverordnung verändert werden muss, F-Zeit für schülerbezogene Diagnostik- und Verwaltungsarbeiten ausgewiesen wird und regelhaft mehr Kooperations- und Teamzeiten zur Verfügung stehen.
Mehr Doppelbesetzungen, die Förderung multiprofessioneller Teamstrukturen und regelmäßige Kollegiumsberatung und Supervision sind die Antworten auf die Frage nach personellen Verbesserungen.
Auf die Frage, welche Raum- und Ausstattungsverbesserungen notwendig sind, antworten 75% der Befragten, es fehle an Kleingruppen- und Therapieräumen. Die Ergebnisse der Umfrage sollten den Verantwortlichen in der BSB und dem Rathaus zu denken geben, da für die Rahmenbedingungen die Schulbehörde verantwortlich ist.
- Die Beschäftigten fühlen sich überwiegend nicht gut auf die Inklusion vorbereitet
- Die Umsetzung wird mehrheitlich negativ bewertet
Die Verantwortlichen müssen erkennen, dass mit Einzelmaßnahmen, in der Regel befristet, die Kollegien nur ruhig gehalten werden können, da grundsätzliche Abhilfe nicht geschaffen. wird. Dass von nur 21% der Teilnehmer_innen an der Umfrage die Umsetzung der Inklusion als durchgängig positiv bewertet wird, ist ein Alarmsignal!
Es bedarf zeitlicher Entlastungen, personeller Verbesserungen und Raum- und Ausstattungsverbesserungen, um für die Kolleg_innen gute Arbeitsbedingungen zu schaffen und um ein für alle SuS gelingendes gemeinsames Lernen zu ermöglichen.
Sven Quiring, stellvertretender Vorsitzender GEW Hamburg
Bild: Thomas Plassmann