Radtour gegen zunehmende Arbeitsbelastung und Lehrerarbeitszeitmodell

25. April 2014Von: WebredaktionThema: Aktionen und Kampagnen
Mehr als 200 LehrerInnen demonstrieren radfahrend für bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Finanzierung der Hamburger Schulen
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Die Hamburger Innenstadt war am Donnerstagnachmittag ziemlich verstopft. „Wir sind nicht zum Spaß hier“, warb die  GEW Vorsitzende Anja Bensinger-Stolze um Verständnis bei den AutofahrerInnen im Stau: „Hamburgs Bildungssystem ist so schlecht finanziert wie in keinem anderen Bundesland in Deutschland. Hier werden nur 2,9% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Bildung ausgegeben, der bundesdeutsche Schnitt liegt bei 5,3% , auch die anderen Stadtstaaten Berlin und Bremen geben mehr für Bildung aus als Hamburg.. Im internationalen Vergleich steht Hamburg noch schlechter da. So liegt der OECD Schnitt der Bildungsausgaben bei 6,3 % des BIP.

Eine wesentliche Ursache der zunehmenden Arbeitsbelastung der Lehrkräfte in Hamburg ist das unsägliche „Arbeitszeitmodell“, das vor 10 Jahren dazu erfunden wurde, möglichst viele Aufgaben ohne Entlastung in der Arbeitszeit der LehrerInnen verstecken zu können. Die Folge: immer mehr zusätzliche Tätigkeiten ohne Entlastung, zunehmende Bürokratie und immer weniger Zeit für den Kern der Arbeit: Das Unterrichten.

Von den Arbeitsbedingungen und der Bildungsfinanzierung sieht es in sehr vielen europäischen Ländern besser aus als in Deutschland und in Hamburg.

Ein paar Schlaglichter:

Arbeitsstunden im Jahr für Lehrkräfte:
Frankreich: 1607 Stunden im Jahr / Hamburg: 1770 Stunde

Unterrichtsstunden pro Woche:
Dänemark 22 Ustd im Schnitt der Primarstufe, maximal 26 UStd
Hamburg 26,5 UStd im Schnitt in den befragten Grundschulen (BSB Umfrage 2014), maximal 29 UStd

Zeitanteil für Vorbereitung, Kooperation, administrative Aufgaben
Norwegen in der Mittelstufe: 64,1%  / Dänemark 60,5% / Frankreich 59,5% / Schweden mindestens 59% / Hamburg 54%

Arbeitsplätze für LehrerInnen an Schulen
Schweden: 100%
Hamburg: 10%

Bildungsfinanzierung mit öffentlichen Mitteln:
Dänemark: 8,0% des Bruttoinlandsprodukts (2010)
Norwegen: 7,6% des Bruttoinlandsprodukts (2010)
Schweden: 6,5% des Bruttoinlandsprodukts (2010)
Frankreich: 6,3% des Bruttoinlandsprodukts (2010)
OECD Durchschnitt: 6,3% des Bruttoinlandsprodukts (2010)
Deutschland: 5,3 % des Bruttoinlandsprodukts (2010)
Hamburg: 2,9 % - Geringster Anteil der Bildungsausgaben am BIP aller deutschen Bundesländer (2010)!

 

Die GEW fordert von der Stadt Hamburg und der BSB, spätestens nach der Bürgerschaftswahl im Februar 2015 folgende Punkte umzusetzen:

  • Die Schuldenbremse ist eine Bildungsbremse und muss abgeschafft werden!
  • Der Anteil der Bildungsausgaben am BIP Hamburgs muss mindestens auf das Durchschnittsniveau der OECD angehoben werden
  • Wir brauchen 550 neue Stellen für die gute Umsetzung der Inklusion:
    * für multiprofessionelle Teams
    * für Individualisierung, Differenzierung und Therapie
    * für Prävention und frühe Förderung
    * für Beratung und Elternarbeit
  • Wir brauchen eine neue, faire und gerechte Regelung der Lehrerarbeitszeit und der Lehrkräftearbeitsbedingungen:
    * weniger Unterrichtsstunden
    * mehr Doppelbestzungen
    * kleinere Lerngruppen
    * bezahlte Teamzeiten
    * ausreichende, gut ausgestattete Arbeitsplätze

GEW Hamburg, 24. April 2014

 

Fotos von der Raddemo (alle aufgenommen von Jochen Geffers)
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