Archiv - leider noch aktuell: Bundeswehr und Werbung in Bildungseinrichtungen

13. November 2013 Von: HartmutRing Gruppenbeitrag

 

  1. „Kinderrechte in den Blick nehmen“ - Offener Brief von GEW und anderen Organisationen an Kanzlerin Merkel zur Nachwuchswerbung der Bundeswehr
  2. Terre des hommes befragt Parteien zur Rekrutierung Minderjähriger
  3. Bundeswehr gibt deutlich mehr Geld für Personalwerbung aus
  4. Newsletter des Projekts Friedensbildung, Bundeswehr und Schule
  5. Interessantes aus dem Jahresbericht der Jugendoffiziere der Bundeswehr 2012

 

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  1. „Kinderrechte in den Blick nehmen“ - Offener Brief an Kanzlerin Merkel zur Nachwuchswerbung der Bundeswehr

In einem offenen Brief fordern das Deutsche Bündnis Kindersoldaten*, das Forum Menschenrechte, das Darmstädter Signal sowie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bundeskanzlerin Merkel auf, die Kinderrechte in der kommenden Legislaturperiode auch bei der Nachwuchsgewinnung der Bundeswehr zu achten: Das Rekrutierungsalter für Soldaten in Deutschland soll auf 18 Jahre angehoben werden und Werbemaßnahmen der Bundeswehr bei Minderjährigen sollen unterbleiben. Die Vereinten Nationen haben das Prinzip »Straight 18/Erst ab 18« für die Rekrutierung Armeeangehöriger verankert. Deutschland gehört zu den wenigen Staaten, die dagegen verstoßen.

Die Pressemeldung und den Offenen Brief an die Kanzlerin finden Sie hier.

 

  1. Terre des hommes befragt Parteien zur Rekrutierung Minderjähriger

Die Kinderrechtsorganisation terre des hommes hat fünf Parteien befragt, wie sie zu Kinderrechten stehen und was sie in der nächsten Legislaturperiode für Kinder in Deutschland und weltweit tun wollen. Die vierte der zwölf Fragen bezieht sich auf die Rekrutierung Minderjähriger, die Bundeswehr-Werbung in Schulen und die Verankerung von Friedenserziehung in Lehrplänen und Ausbildung. Die Antworten der Parteien sind hier zu finden.

 

  1.  Bundeswehr gibt deutlich mehr Geld für Personalwerbung aus

„Die Kosten für die Personalwerbung der Bundeswehr sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Vor allem seit der Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2011 haben die Streitkräfte deutlich mehr Geld für die Nachwuchsgewinnung ausgegeben. Mit einem Anstieg von 8,55 Millionen im Jahr 2011 auf 20,34 Millionen Euro im Jahr 2012 haben sie sich mehr als verdoppelt. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung (17/14703) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke (17/14580) hervor. Im Jahr 2008 hatten die Personalwerbungskosten nach Regierungsangaben lediglich 3,78 Millionen Euro, im Jahr 2009 4,19 Millionen Euro und im Jahr 2010 5,10 Millionen Euro betragen. Annähernd unverändert blieben im gleichen Zeitraum die Ausgaben für die Öffentlichkeitsarbeit der Truppe. Die Regierung beziffert sie auf 2,63 Millionen Euro im Jahr 2012 und auf 2,46 Millionen Euro im Jahr 2008.“ AUS: hib - heute im bundestag Nr. 461

 

  1. Newsletter des Projekts Friedensbildung, Bundeswehr und Schule

In der Anlage fügen wir den letzten Newsletter des Projekts „Friedensbildung, Bundeswehr und Schule“ bei. Die 27. Ausgabe der Reihe enthält zum Beispiel einen Bericht über die Wiederbelebung der Friedenserziehung am Landesinstitut in Saarland (siehe S. 3). Auch möchten wir auf ein Angebot an Schulen in NRW hinweisen (siehe S. 5): Der Bund für soziale Verteidigung bietet hier für die Klassen 9-13 Projekttage zu unterschiedlichen Themen der Friedenserziehung an. Außerdem findet sich ein Link zur APuZ (Aus Politik und Zeitgeschichte) zum Thema Bundeswehr (siehe S. 5) sowie Hinweise auf Bildungsmaterialien und Termine. Hier weisen wir besonders hin auf die Veranstaltungen zum alternativen Planspiel „Civil Powker“ (25.11. in Frankfurt am Main, 26.11. in Nürnberg; siehe S. 10 des Newsletters). Siehe auch: http://friedensbildung-schule.de/

 

  1. Jahresbericht der Jugendoffiziere der Bundeswehr 2012

Das Bundesverteidigungsministerium gibt jährlich einen „Jahresbericht der Jugendoffiziere“ heraus, in dem unter anderem über die Zusammenarbeit mit Schulen und Hochschulen sowie über die Einstellung von Jugendlichen zu bestimmten Themen berichtet wird. Die Jugendoffiziere werden hier als „Brücke zum Bürger“ (S. 20) und als „einzige verbliebene Ansprechpartner, um ihre [der Schüler] berechtigten Fragen zu den Themen Angst, Tod, Verwundung, Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS), der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie nach den Beweggründen für den Eintritt in die Streitkräfte, zu stellen“. (S. 16)

Das „Kerngeschäft“ der Jugendoffiziere seien sicherheitspolitische Vorträge an Schulen, von denen im vergangenen Jahr 3.858 vor insgesamt 103.049 SchülerInnen stattgefunden hätten. Unverändert hoch sei das Interesse am Planspiel „POLIS“, das wegen des hohen Zeitaufwands verstärkt im Rahmen der Projektwochen angeboten werde. (S. 5) Manche Schulen nahmen das Planspiel sogar verbindlich in ihren Lehrplan auf. (S. 11) „Besuche bei der Truppe“ würden insbesondere von Haupt- und Realschulen nachgefragt. (S. 6) Bedauernd wird festgestellt, dass das Interesse Jugendlicher am Thema Sicherheitspolitik unverändert niedrig sei, dass sich dieses Desinteresse jedoch jeweils in der konkreten Begegnung mit Jugendoffizieren auflösen lasse. (S. 4 und 14)

An einigen Stellen geht der Bericht auch auf Proteste ein, die aber im Wesentlichen nicht geschadet hätten. Es sei insgesamt eine positive, wenn auch nicht kritiklose, aber keineswegs ablehnende Haltung gegenüber den Jugendoffizieren im Jahr 2012 festzustellen gewesen.  Lediglich wird ein Bremer Schulzentrum erwähnt, das nach einer SV-Sitzung und auf Antrag eines Lehrers das Kollegium über einen vereinbarten POLIS-Termin abstimmen ließ, woraufhin die Veranstaltung abgesagt werden musste. (S. 9 und 11)  Zur „Verunsicherung“ hätte indessen die ablehnende Haltung der GEW NRW sowie das Engagement von Friedensinitiativen in NRW geführt. Hier sei „durch eine missverständliche Interpretation […] der Eindruck entstanden, es sei für die Schulen verpflichtend, einen gleichberechtigten ‚Gegenpart‘, z.B. eine/einen Vertreterin/ter der Friedensbewegung […] einzuladen.“ Diese Irritationen  – so der Bericht – konnten jedoch durch das  Kultusministerium ausgeräumt werden. (S. 10/11)

Auch wenn es nur in acht Bundesländern Kooperationsverträge mit der BW gebe, existierten „in nahezu allen Bundesländern etablierte und konstruktive Gesprächsrunden“. (S. 8) „Traditionsgemäß positiv“ sei die Zusammenarbeit im Saarland, in Hessen, Bayern und Baden-Württemberg. Hier würden die Angebote der Jugendoffiziere direkt über die Verteiler der Regierungspräsidien an die Schul- und Fachbereichsleiter verschickt werden, was zu einer hohen Resonanz führe. (S. 9) Projekte in der Referendaraus- und LehrerInnenfortbildung, die offenbar zahlreich und gut verlaufen, werden insbesondere für Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Baden berichtet. (S. 9) Dies ist für die BW besonders interessant, weil die jungen angehenden Lehrkräfte den Informationsangeboten deutlich aufgeschlossener gegenüberstünden. (S. 21) Die Zusammenarbeit von Jugendoffizieren mit Hochschulen wird für Thüringen am intensivsten bezeichnet (S. 11), aber auch NRW, Rheinland-Pfalz, Hessen, Hamburg, Bayern und BaWü fehlen nicht in der Aufzählung positiver Projekte. (S. 12) Im Bereich Hochschulen hätten die Jugendoffiziere keinerlei negativen Erfahrungen gemacht.